Mies van der Rohe zum Geburtstag:Stahl, Glas, Beton

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An diesem Dienstag feiert Google den 126. Geburtstag des deutsch-amerikanischen Architekten Mies van der Rohe mit einem Doodle, das so anmutet wie sein Vermächtnis: schnörkellos.

Christopher Pramstaller

Konzeptionelle Kompromisse waren Ludwig Mies van der Rohes Sache nicht - weder in seinen Aussagen noch in seinen Bauwerken. Als einer der wichtigsten Vertreter der Moderne in der Architektur prägte er den Leitsatz "Weniger ist mehr", der in seiner radikalen Pragmatik kaum Diskussion zuließ. Für den 1886 in Aachen geborenen Architekten gab es nach den historisierenden Neo-Stilen des 19. Jahrhunderts nur eine Richtung für die Architektur: Weg von den Schnörkeln, weg von den Verzierungen, hin zu asketischer Schlichtheit in Stahl, Glas und Beton.

Das Google Doodle für Mies van der Rohe ist der S.R. Crown Hall nachempfunden, dem Hauptgebäude des College of Architecture, Planning and Design des Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago. (Foto: Screenshot/Google)

Van der Rohe kann in seiner Bedeutung als Architekt mit seiner kompromisslosen Stahl- und Glasarchitektur nur mit der von Le Corbusier oder Frank Lloyd Wright verglichen werden. Unter dem Einfluss seiner wichtigsten europäischen Werke, des Deutschen Pavillons in Barcelona 1929 und der Villa Tugendhat in Brünn 1930, legte die moderne Architektur ihren experimentellen Charakter ab und gelangte zu ihrer eigentlichen Reife.

Nachdem der Erste Weltkrieg gezeigt hatte, dass die Gegenwart mit ornamentalen Verkleidungen architektonisch nicht authentisch auszudrücken war und diese historisierenden Entwicklungen als Illusion enttarnten, begannen Architekten wie van der Rohe mit einer vollständigen Neuformulierung der zeitgenössischen Architekturtheorie. "Baukunst ist die räumliche Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt und der Ausdruck dafür, wie er sich darin behauptet und wie er sie zu meistern versteht", sagte er und meinte damit die Möglichkeit, mit den Mitteln der technischen Zivilisation die Welt architektonisch zu ordnen und zu repräsentieren.

Haut, Knochen und der totale Raum

Konstruktive Logik und räumliche Freiheit in der klassischen Form galten für ihn als Primat der Baukunst. Moderne Tragstrukturen aus Stahl mit großflächigen Fassadenverglasungen sollten Drinnen und Draußen verschwimmen lassen und so der "totale Raum" entstehen. "Haut-und-Knochen"-Architektur wird dieser Stil genannt.

Dieses Konzept war so rational und universal, dass es auf viele zeitgenössische Architekten großen Einfluss ausübte und bis heute weiter entwickelt wurde. Auch das Doodle, mit dem Google dem 126. Geburtstag des 1886 in Aachen geborenen und 1969 in Chicago verstorbenen Architekten gedenkt, orientiert sich an diesem Bild. Zu sehen ist dort die S.R. Crown Hall, das Hauptgebäude des College of Architecture, Planning and Design des Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago. Sie ist eines der Hauptwerke des Architekten Ludwig Mies van der Rohe und gilt als eines der bedeutendsten Gebäude der Architektur der Moderne.

Neben seinen zahlreichen Bauwerken hat Mies van der Rohe auch Möbel entworfen - unter anderem das als "Barcelona-Sessel" berühmt gewordene Sitzmöbel, das selbstredend in Stil und Form nahtlos an sein Motto anknüpft, dass für den Sohn eines Steinmetzmeisters weniger Zeit seines Lebens mehr war.

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