Mediaplayer:Die Spiritualität der Bratpfanne

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Comeback ohne seinen verstorbenen Buddy Bud Spencer: Terence Hill. (Foto: KSM)

"Mein Name ist Somebody": Terence Hill ist zurück und will es noch einmal wissen. Das Ergebnis ist konfus, träge - und leider ziemlich misslungen.

Von Jan Jekal

Zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen der Siebzigerjahre zählen in Deutschland nicht nur die typischen US-Blockbuster wie "Krieg der Sterne" oder "Der weiße Hai". Auch "Vier Fäuste für ein Halleluja" mit Bud Spencer und Terence Hill spielt in dieser Liga mit und wurde 1972 von mehr als elf Millionen Menschen im Kino gesehen.

Spencer und Hill waren so etwas wie die Superhelden der Siebziger. Ihr Geschäftsmodell, das aus kleinen Variationen des immer gleichen Films bestand, war außerordentlich erfolgreich. Bei Spencer und Hill ging dieser Film so: Zwei ungleiche Typen raufen sich zusammen, um Bösewichter zu verprügeln. Hinzu kommt, für deutsche Kinobesucher, die anarchische Synchronisation des Dialogregisseurs Rainer Brandt, der den Figuren lässige Sprüche in den Mund legte, selbst, wenn der Mund gerade geschlossen war. Dieses "Schnodderdeutsch", wie Brandts Mischung aus Kneipenjargon und Jugendsprache genannt wird, hat in den häufig witzärmeren Originalversionen kein Äquivalent, gilt aber in Deutschland als charakteristisch für Spencer/Hill-Filme und ist ein wichtiger Grund für deren besondere Popularität hierzulande.

Terence Hill hat nun, zwei Jahre nach dem Tod seines Buddys Bud Spencer, einen neuen Solofilm gedreht, nach früheren Alleingängen, wie seiner "Lucky Luke"-Adaption von 1991. "Mein Name ist Somebody - Zwei Fäuste kehren zurück" lautet der an alte Erfolge erinnernde deutsche Verleihtitel (der weniger aufregende italienische Titel heißt übersetzt "Mein Name ist Thomas"). Hill hat den Film, den er selbst geschrieben und inszeniert hat, in Deutschland kürzlich auf einer Kinotour vorgestellt. Die Fangemeinde ist hier noch immer riesig, mittlerweile generationenübergreifend. Sie organisiert seit einigen Jahren sogar eigene Filmfestivals, mit Open-Air-Vorführungen und Stargästen, und nächstes Jahr, wenn Terence Hill achtzig wird, will sie seinen Geburtstag in der Westernstadt El Dorado Templin feiern. Vom neuen Film war sie, das lässt sich an Einträgen in einschlägigen Fanforen nachlesen, jedoch weniger überzeugt. Kritik äußerten die Fans aber in wohlwollendem Tonfall. "Terence wollte es noch einmal wissen, ist doch in Ordnung", heißt es versöhnlich. "Denke, er hat sich da eventuell übernommen", pflichtet jemand bei. "Aber immer noch sehr ambitioniert!"

Und sie haben recht, "Mein Name ist Somebody - Zwei Fäuste kehren zurück" ist zwar ziemlich misslungen, bei allem Misslingen aber durchaus ambitioniert. Der fast Achtzigjährige mischt, in einem ziemlich originellen Manöver, ein Selbstfindungs-Stimmungsstück mit Prügelklamauk. Es ist ein nettes Zugeständnis Hills an seine Fangemeinde, dass er hier Szenen einbaut, in denen er üblen Typen eins mit der Bratpfanne über die Rübe zieht, wie er es vor fast fünfzig Jahren schon getan hat. Ein wenig irritierend ist so eine Prügelei dann aber doch in einem sonst langsam erzählten spirituellen Drama.

Hill spielt den sinnsuchenden Einzelgänger Thomas, der mit seinem Motorrad aus einem italienischen Kloster aufbricht, um in der spanischen Steppe das christliche Buch "Briefe aus der Wüste" zu lesen. Obwohl er bei jeder Gelegenheit insistiert, dass er alleine reise, reist er schon bald mit der gut fünfzig Jahre jüngeren Lucia (Veronica Bitto). Eine junge Frau wie sie findet man nur in von Männern inszenierten Filmen. Sie fängt grundlos an zu tanzen oder rennt jauchzend ins Meer, ist kindisch und voller Traurigkeit, und ständig darauf angewiesen, von Terence Hill gerettet zu werden. Wo Lucia an Expressivität ein wenig übertreibt, gibt Hill als Thomas den stummen Kontemplativen, was allerdings ebenfalls nicht so ganz aufgeht, weil Hill nicht dazu in der Lage ist, das Innenleben seiner Figur zu vermitteln. Überhaupt macht der Film durch seine konfuse Dramaturgie den Eindruck, als wäre keinem der Beteiligten so ganz klar gewesen, was in Thomas und Lucia eigentlich vorgeht. Hills Werk bleibt also eine über weite Strecken träge mäandernde Meditation; eine jedoch, und das ist dem Film zugutezuhalten, die von Bratpfannen-Prügeleien aufgelockert wird.

Mein Name ist Somebody ist auf DVD und Blu-Ray erschienen (KSM).

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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