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Robert Redford beim Duell in den Wolken als "Great Waldo Pepper" und mit Jane Fonda in "Der Elektrische Reiter". Dazu ein kleiner deutscher Flieger-Film: "Parchim International".

Von Fritz Göttler

Eine große Kino-Geste, vertraut und archaisch: zwei gegnerische Piloten im Ersten Weltkrieg, sie jagen einander im Luftkampf durch den Himmel über Frankreich, aber dann kommt der Moment, da sie einander, von Flugzeug zu Flugzeug, salutieren. Ein Innehalten, fern des Geschehens auf dem Erdboden, aus der Zeit herausgelöst. Einer der Zen-Momente, schwerelos schwebend, die das Hollywood-Actionkino immer wieder beschwört, durch alle möglichen Erzählungen und Konflikte und Wahrscheinlichkeiten hindurch.

Ernst Kessler und Waldo Pepper, der Deutsche und der Amerikaner. Robert Redford ist "The Great Waldo Pepper". Er landet nach dem Krieg im Showgeschäft, auf Jahrmärkten, wo er für seine Helden-Nummern von den Jungs bewundert wird. Erinnerungen an die "Tarnished Angels" kommen auf, die Flieger in einem der letzten Filme von Douglas Sirk. "The Great Waldo Pepper/Tollkühne Flieger" war 1975 die dritte Zusammenarbeit Redfords mit Regisseur George Roy Hill, nach "Butch Cassidy and the Sundance Kid/Zwei Banditen" und "The Sting/Der Clou", beide im Zusammenspiel mit Paul Newman. Als Waldo Pepper ist Redford solo, der amerikanische Held in der Zeit seiner Dekonstruktion. Waldo endet in Hollywood, als Stuntflieger, dort trifft er endlich auf Ernst Kessler. 1979 ist Redford dann "Der elektrische Reiter", der Ex-Rodeostar Sonny, nun zur glitzernden Vegas-Ikone runtergekommen. Ein Film von Sydney Pollack - sieben Filme haben er und Redford gemacht, sieben Träume von großen amerikanischen Mythen. Diesmal ist Jane Fonda dabei, Reporterin und Komplizin - eben haben sie und Redford auf dem Festival in Venedig Ehren-Löwen entgegengenommen (Seite 1 Feuilleton). Wenn der Reiter Sonny auf einem gestohlenen Hengst losprescht, hat sein Galopp die erregende Schönheit, die Eadweard Muybridge wahrgenommen haben muss, als er mit seinen Fotoapparaten die Bewegung eines Pferdes erstmals dokumentierte. Während die Verfolgercops auf Motorrädern hilflos durch die Gegend torkeln. (Beide Filme auf Bluray bei Koch Media)

Ein kleiner deutscher Fliegerfilm, eine Hommage auf Jonathan Pang, den chinesischen Start-up-Unternehmer, der 2007 den alten Militärflugplatz von Parchim in Meck-Pomm kauft und daraus einen internationalen Drehpunkt machen will. "Parchim International" von Stefan Eberlein und Manuel Fenn ist gespickt mit absurden Situationen, aber bewegend ist die Unerschütterlichkeit, mit der Pang sein Projekt durchzieht und sein Jogging, in Peking wie in Parchim. (good!movies) Clint Eastwoods "Sully" erzählt von Chesley B. Sullenberger, der 2009 nach dem Flugstart spektakulär eine Notlandung auf dem Hudson durchführte. Es geht um die strenge Untersuchung danach, der sich Sully (Tom Hanks) und sein Kopilot (Aaron Eckhart) unterziehen müssen, und wird skandiert von den schlaflosen Nächten in New York, in denen Sully seine Einsamkeit durch Jogging vertreiben will. (Warner)

Einer der größten Showmen des amerikanischen Kinos ist King Kong, in der neuesten Variante Skull Island von Jordan Vogt-Roberts geht seine handgreifliche Kumpelhaftigkeit weit über die des Ur-Kong 1933 hinaus. Reihenweise pflückt er die Helikopter des bösen Samuel L. Jackson vom Himmel. 1933 waren die Filmemacher Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper, beides Kampfflieger, unter den Piloten, die Kong auf dem Empire State Building angriffen. (Warner)

Ein schöner, kleiner Western fürs Wahljahr, "Des Teufels rechte Hand" von 1955, im Original "Texas Lady". Der letzte Film von Regisseur Tim Whelan - er war Ko-Regisseur bei Michael Powells "Dieb von Bagdad", 1940, hat am Drehbuch zu Harold Lloyds legendärem Fassadenkletterfilm "Safety Last", 1923, mitgebastelt - und Horace McCoy, einem der ganz großen Drehbuchautoren Hollywoods. Er schrieb auch den Roman "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss", von Sydney Pollack 1969 mit Jane Fonda verfilmt. "Texas Lady" sieht aus wie eine Western-Jane-Austen-Verfilmung, vornehme Tischgesellschaften, und man kommt gar nicht nach, um all die Bilder an den Wänden zu registrieren, von Manets "Olympia" bis zu Caspar David Friedrich. Die Lady ist Claudette Colbert, die erst mal Barry Sullivan am Kartentisch runterputzt, dann eine Zeitung in einer Kleinstadt betreibt, darin für den Anschluss an die Eisenbahn wirbt und sich damit die Viehbarone der Gegend zu Feinden macht. Weil sie anzettelt, was diese eine Revolution nennen - dass die Stadt selbst wählt, Bürgermeister, Richter und Sheriff. (Filmjuwelen)

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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