Mädchenroman:Stolz auf sich selbst

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Die Heldin wandelt sich von einer Aussenseiterin zu einem begehrten, angesagten Mädchen. Alte Werte, in einer frechen Mädchen-Soap.

Von Roswitha Budeus-Budde

Wie gut sich moderne Soaps zur Erziehung einsetzen lassen, beweist die Autorin Holly Bourne in ihrem Mädchenroman Mein total spannendes Makeover und was dann geschah. Ihr Repertoire: eine Hauptfigur, reich aber unglücklich, die sich von einer Außenseiterin zum Mitglied der angesagtesten Clique ihrer Highschool hocharbeitet. Unglückliche Liebe, mit dunklen Geheimnissen, und der Entjungferung durch einen blendend aussehenden, gemeinen Kerl - er spielt die Rolle des Bösewichts. Dazu viel Party, wo es zur Sache geht, Zickenkriege, teure Kleider und Make-up. Nach allen Irrungen und Wirrungen vollzieht sich die Wandlung zur vorbildlichen Tochter mit viel Selbsterkenntnis. "Letztlich läuft es immer auf Liebe heraus. Man braucht Liebe. Anders geht es nicht." Und so bekommt sie auch ihre psychische Störung in den Griff, wird dazu das Idol einer großen Netzgemeinde, der sie in einem Tagebuch ihre Erfahrungen mitteilt. Ihr Resümee: "Interessant sein ist nicht wichtig. Wichtig ist es, glücklich zu sein - und stolz auf sich selbst." Mit dieser Binsenweisheit hat sie nun endlich Aussicht auf Erfolg als Nachwuchsschriftstellerin, ein wunderbares Happy End.

Holly Bourne kennt ihren Stoff und ihre Klientel, sie arbeitet selbst seit Jahren auf einer Ratgeber-Website. Daher weiß sie auch, dass es seit den Anfängen im 18. Jahrhundert das Gesetz dieser Art von Literatur für junge Mädchen ist, die Belehrung mit Unterhaltung zu servieren. Die freche süffige Teeniesprache bedient sich pubertärer Floskeln, die voll auf Gefühle setzen und schon so das Interesse einfangen. Wer hätte nicht Mitleid mit einem Mädchen, das Absagen für seine Manuskripte bekommt, in der Schule bis auf einen hässlichen Außenseiter keine Freunde hat, sich auch von den Eltern vernachlässigt fühlt - und würde nicht mit ihm den Aufstieg genießen. Hirn zu haben ist in dieser Art Literatur nicht gefragt und Emanzipation ein Fremdwort. Nichts gegen eine Soap, diente sie hier nicht als Tarnung für konservative Werte, auf die sich die Gesellschaft gerade wieder besinnt. Trial und Error der Pubertät als Warnung vor Individualität. (ab 13 Jahre)

Holly Bourne : Mein total spontanes Makeover und was dann geschah. Aus dem Englischen von Nina Frey. dtv 2016. 478 Seiten, 14,95 Euro.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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