Die Jury des Internationalen Man-Booker-Preises hat ihre Longlist bekanntgegeben. Dies geschieht erstmals seit dem Verschmelzen der Auszeichnung mit dem "Independent Foreign Fiction Prize" und ihrer Umwandlung in einen jährlich (statt alle zwei Jahre) vergebenen Preis. Eine weitere Neuerung ist, dass von diesem Jahr an ein einzelnes Buch prämiert wird; bisher galt die mit 50 000 Pfund dotierte Auszeichnung dem Gesamtwerk des Siegers. Die Longlist umfasst 13 Autoren, vier davon sind Frauen, deren Werke ins Englische übersetzt wurden. Dazu gehören zwei Literatur-Nobelpreisträger, der Japaner Kenzaburō Ōe für "Tod durch Wasser" und der Türke Orhan Pamuk für "Diese Fremdheit in mir". Auch zwei Erstlingswerke sind nominiert: "Tram 83" des Nigerianers Fiston Mwanza Mujila und Aki Ollikainens aus dem Finnischen übersetzter Roman "Das Hungerjahr". Einziger deutschsprachiger Autor ist der Österreicher Robert Seethaler mit "Ein ganzes Leben".
Eines der populärsten gelisteten Bücher dürfte "Die Geschichte vom verlorenen Kind" der unter Pseudonym schreibenden Italienerin Elena Ferrante sein. Zahlreiche Hürden musste dagegen Yan Liankes "Vier Bücher" über das Leben in einem chinesischen Arbeitslager nehmen: Es wurde von 20 Verlagen als zu brisant abgelehnt und in China verboten. Weitere Nominierte sind die Südkoreanerin Han Kang für "Der Vegetarier", der Indonesier Eka Kurniawan für "Tigermann", der Brasilianer Raduan Nassar für seine (bereits 1991 in deutscher Übersetzung erschienene) erotische Erzählung "Ein Glas Wut" und der Angolaner José Eduardo Agualusa mit "Eine allgemeine Theorie des Vergessens". Frankreich stellt als einziges Land zwei Autoren: Marie NDiaye ("Ladivine") und Maylis de Kerangal ("Die Lebenden reparieren"). Die Auswahl zeige "die gewaltige Vielfalt bedeutender Literatur der Gegenwart", so der Journalist und Jury-Vorsitzende Boyd Tonkin. Die Shortlist wird am 14. April, der Name des Gewinners am 16. Mai verkündet.