Literaturpreis:Ein Brett an ihrem Bauch

Lesezeit: 1 min

Erstmals erhält ein Italiener den Preis und zwar für "die grobe, geschmacklose, oft oberflächliche Verwendung überflüssiger Passagen sexuellen Inhalts": Erri de Luca. (Foto: Antonio Calanni/AP)

Der "Bad Sex in Fiction Award" geht an den Italiener Erri de Luca.

Von Alexander Menden

Der "Bad Sex in Fiction Award", den der Literary Review seit 1993 verleiht, geht in diesem Jahr an Erri de Luca. Damit erhält erstmals ein Italiener den Preis, mit dem das Londoner Magazin "auf die grobe, geschmacklose, oft oberflächliche Verwendung überflüssiger Passagen sexuellen Inhalts" in neu erschienenen Romanen hinweisen und "ihr entgegenwirken" will. Sein Roman "Der Tag vor dem Glück" erschien zwar im Original bereits 2009, wurde aber erst vergangenen Juli in gedruckter Form auf Englisch publiziert. Sein britischer Verleger Alan Lane nahm den Preis am Mittwoch bei einer Verleihungszeremonie im Londoner In & Out Club stellvertretend entgegen. In der preisgekrönten Passage nennt de Lucas Erzähler seinen Penis "ein Brett, das an ihrem Bauch klebte"; später werden die einander nur zart berührenden Genitalien eines Liebespaares als "Balletttänzer" beschrieben, die "en pointe schweben"; das Ganze endet in dem schönen Bild: "Mein Körper war ihr Schaltknüppel."

Der 66-Jährige setzte sich mit dieser Szene in einem starken Autorenfeld durch. Eine Überraschungskandidatin war Janet Ellis, eine ehemalige Moderatorin von BBC-Kinderprogrammen. In ihrem historischen Thriller "The Butcher's Hook" gesteht die Erzählerin ein: "Als seine Hände sich auf meine Brüste legen, werden meine Füße neidisch." Kurz darauf fühlt sie sich "mit seiner Klammer festgesteckt wie nasse Wäsche". Der Amerikaner Ethan Canin hat für "The Doubter's Almanac" eine sportliche Metapher gewählt: "Der Akt selbst war leidenschaftlich. Wie ein flottes Tennismatch oder ein sommerlicher Leichtathletikwettkampf, etwas, das bei Tageslicht zwischen Konkurrenten ausgetragen wird." Gute Chancen waren auch dem Briten Tom Connolly für "Men are like Air" eingeräumt worden. Während seine Freundin Dilly ihn in einer Flughafentoilette oral befriedigt, sieht der 19-jährige Finn ihren Pass aus ihrer Gesäßtasche fallen: "Er beugte sich über ihren Rücken und griff nach dem Pass, bevor er auf dem Noppenboden landete. Trotz der augenblicklichen Umstände zwang ihn die menschliche Natur dazu, einen Blick auf ihr Passbild zu werfen."

Nicht auf die Liste schaffte es hingegen Donald Trump, "trotz seiner großen Bemühungen, seinen Wahlsieg mit einem noch ruhmvolleren Preis zu krönen", so die Redaktion des Literary Review. Einige Leser hatten Trumps stolze Auslassungen über diverse sexuelle Übergriffe nominieren wollen. Diese konnten jedoch nicht berücksichtigt werden, da der Preis ausschließlich für fiktionale Erzählungen vergeben wird.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: