Literatur:Verlegerin mit Leidenschaft

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Doris Janhsen übernimmt die Leitung von Droemer Knaur

Von Antje Weber, München

Sie gilt als Verlegerin mit Leidenschaft - und wird diese nun in einer neuen Position einbringen können: Doris Janhsen wird am 1. Juli als Verlegerische Geschäftsführerin bei Droemer Knaur die Nachfolge von Hans-Peter Übleis übernehmen; in dieser Funktion wird sie auch der Geschäftsleitung der Holtzbrinck-Buchverlage angehören. Wie der große Münchner Publikumsverlag bekannt gab, wird sich Übleis (66) dann nach mehr als 18 Jahren an der Spitze in den Ruhestand verabschieden und nur noch beratend tätig sein.

Seine Nachfolgerin Doris Janhsen ist in der Münchner Literaturszene keine Unbekannte, und auch bei Droemer Knaur kennen langjährige Mitarbeiter sie bereits. Die 55-jährige studierte Germanistin leitete in München zunächst in den Neunzigerjahren in Christian Strassers Verlagshaus Goethestraße den List-, später den Claassen-Verlag. Nach dem Verkauf der Gruppe, in deren Folge die Verlage 2003 nach Berlin zogen, blieb Janhsen in München und heuerte beim Konkurrenten Droemer Knaur an; von 2004 bis 2006 war sie dort unter Übleis bereits Verlagsleiterin. Dann ging sie zu Strassers Pendo-Verlag und gründete dort ihren eigenen Verlag Fahrenheit, der 2008 bei Piper andockte; 2010 wechselte sie in die Programm-Geschäftsführung des Kinderbuchverlags Friedrich Oetinger. Ein Weg mit vielen Wendungen also, der Janhsen nun wieder in die Münchner Hilblestraße führt; sie empfinde es als "Privileg", so heißt es in einer ersten Stellungnahme, von Übleis die Führung in diesem "Haus mit einer großen Bestsellertradition" zu übernehmen. Übleis wiederum freut sich über "die ideale Nachfolgerin".

Damit wird in der Münchner Literaturszene eine Entwicklung fortgesetzt, die im vergangenen Jahr besonders sichtbar wurde: Die Chefetagen sind zunehmend weiblich besetzt. Felicitas von Lovenberg ist Chefin bei Piper, Claudia Baumhöver bei dtv, Tanja Graf hat die Leitung des Literaturhauses übernommen - eine erst allmählich selbstverständliche Entwicklung in einer Branche, in der es ganz besonders darauf ankommt, was bei Frauen ankommt. Denn es sind mehrheitlich Frauen, die Bücher kaufen - und es sind Frauen, die nun immer mehr darüber entscheiden, was diese zu lesen bekommen.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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