Buchmesse:Bürgermeisterin zu Iran: „Das darf uns nicht kaltlassen“

Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main Nargess Eskandari-Grünberg nimmt an der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse in der Festhalle teil. (Foto: Arne Dedert/dpa)

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Frankfurt/Main (dpa) - Die einst im Iran verfolgte Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg hat zu mehr Solidarität mit der dortigen Frauenbewegung aufgerufen. „Deutschland und Europa dürfen diese Frauen nicht alleine lassen, sie brauchen uns“, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse. „Das darf uns nicht kaltlassen“.

Eskandari-Grünberg saß als junge Frau im berüchtigten Teheraner Gefängnis Evin, das zuletzt durch ein Feuer Schlagzeilen machte. Die Bilder des Brands hätten sie „unwahrscheinlich traurig, fassungslos, aber auch sehr wütend“ gemacht. „Ich kenne das aus meiner eigenen Geschichte, vor 37, 38 Jahren, wie man da in den Zellen saß, wie sie massenweise die jungen Menschen an die Wand gestellt, ermordet und hingerichtet haben.“

Im Gefängnis brachte Eskandari-Grünberg auch ihre Tochter, die heutige Schauspielerin Maryam Zaree („4 Blocks“, „Doppelhaushälfte“), zur Welt. 1985 kam sie dann als politisch Verfolgte nach Frankfurt, wo sie heute als Bürgermeisterin und als Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftliches Zusammenleben arbeitet.

Auslöser der landesweiten Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Sie sei stolz auf den Mut, mit dem die Menschen im Iran auf die Straße gehen und gegen diese Sittenwächter und für ihre Selbstbestimmung kämpfen, sagte Eskandari-Grünberg. Woher dieser Mut komme? „Durch die Hoffnung auf Veränderung.“

© dpa-infocom, dpa:221019-99-181711/3

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