Frankfurter Buchmesse:Autor Hamid: Literatur als „Akt der Kooperation“

Schriftsteller Mohsin Hamid spricht während der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse. (Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

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Frankfurt/Main (dpa) - Literatur ist für den britisch-pakistanischen Schriftsteller Mohsin Hamid („Der letzte weiße Mann“) „ein hoffnungsvoller Akt der Kooperation“: „Während sich unsere Welt von Kooperation abwendet, werden Romane umso wichtiger“, sagte Hamid bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Frankfurter Buchmesse am Dienstag.

Hamid erzählte, wie im Laufe seines Lebens sein Glaube an eine unweigerliche Besserung der Welt verschwand. Früher habe es „eine ganz klare Formel für Fortschritt“ gegeben: „Demokratie plus Naturwissenschaft plus Wirtschaftswissenschaften“, gepaart mit dem Glauben an „die Unwiderstehlichkeit von Kooperation“.

Leider habe er seine Meinung ändern müssen: „Unsere Welt ist im Begriff, in sich beargwöhnende Nationen und Clans und Stämme zu zerbrechen“, sagte Hamid. „In letzter Zeit geht es in Sachen Kooperation kontinuierlich rückwärts.“ Je mehr die Menschen polarisierten, desto wichtiger sei es, sich - auch mit Literatur - gegen den Trend zu stemmen. „Während sich unsere Welt von Kooperation abwendet, werden Romane umso wichtiger.“

Literatur sei Kooperation in Reinform: „Schriftsteller und Schriftstellerinnen schreiben keine Romane. Sie schreiben halbe Romane. Erst die Leser und Leserinnen erwecken diese halben Romane zu dem, was sie als Romane erleben“, sagte Hamid. „Ein Buch zu schreiben und zu lesen, ist an und für sich schon ein hoffnungsvoller Akt der Kooperation. In einer Welt, die im Begriff scheint, in eine Phase der Dunkelheit einzutreten, sind Romane ein Häufchen Glut, das wir in unseren Händen bergen, die Glut der Möglichkeiten. Sie ruft uns in Erinnerung, dass wir unsere Welt gemeinsam erneuern können.“

© dpa-infocom, dpa:221018-99-170659/5

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