Literatur:Archiv auf Anfang

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"Bezüge zur Gegenwart" sind ihr wichtig: Anke Buettner leitet bisher die Programm- und Öffentlichkeitsarbeit in der Münchner Stadtbibliothek, im Januar 2019 wird sie Chefin des Literaturarchivs Monacensia. (Foto: Andrea Born/Münchner Stadtbibliothek)

Anke Buettner wird neue Leiterin der Monacensia im Hildebrandhaus

Von Antje Weber, München

Es war ein lauer Septemberabend, im Innenhof der Monacensia saßen Uwe Timm, Susanne Röckel, Tilman Spengler und manch illustre Münchner Schriftsteller mehr bei einem Treffen zusammen - und niemand wirkte erstaunt, als Anke Buettner sich dazugesellte. Als Leiterin der Programm- und Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Stadtbibliothek war sie offensichtlich mit deren Direktor Arne Ackermann gekommen - warum auch nicht? Schließlich ist das Literaturarchiv Monacensia der Stadtbibliothek zugeordnet, und Ackermann muss sich verstärkt um die Verwaltung kümmern, seit die langjährige Monacensia-Leiterin Elisabeth Tworek im April überraschend zum Bezirk Oberbayern wechselte. Als sich Anke Buettner am langen Tisch zwischen die Autoren setzte, ahnte jedenfalls wohl kaum einer, dass sie als künftige Chefin der Monacensia bereits feststand.

Nun hat die Stadt München die Entscheidung verkündet: Von Januar 2019 an wird Buettner die Monacensia leiten. Nach einem Ausschreibungsverfahren, so heißt es, habe sie die Auswahlkommission "in einem hochrangigen Bewerberfeld" einhellig überzeugt. Man hat sich damit also für eine interne Lösung entschieden, die sicher nicht in Richtung von mehr Eigenständigkeit für dieses über die Grenzen Münchens hinaus renommierte Archiv weist; vielmehr wird das enge Band zur Monacensia innerhalb des Gefüges der Stadtbibliothek noch verstärkt. Seit 2010 ist Buettner dort als "Leiterin des Direktionsstabs", wie es offiziell heißt, für die Gesamtleitung der Programm- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Studiert hat sie zuvor in München und Odense unter anderem Nordische Philologie, Komparatistik und Neuere Deutsche Literatur. Dass sie für die Stadtbibliothek Festivals wie "Nordic Talking" organisiert hat, erstaunt bei dieser Studienausrichtung nicht; in ihre Verantwortung fielen jedoch auch ein Festival wie "Stimmen der Roma" oder zuletzt das interdisziplinäre Symposium "Public! Die Stadt und ihre Bibliotheken".

Zu Buettners Aufgaben soll künftig die "strategische, inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung" der Monacensia gehören, mit den "zentralen Säulen Literaturarchiv, Bibliothek, Literaturvermittlung, Bildung und Wissenschaft". Außerdem soll sie die ehemalige Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand in Bogenhausen als "Erinnerungsort und kultureller Treffpunkt" akzentuieren. Buettner geht es insbesondere darum, wie sie der SZ sagt, "Bezüge zur Gegenwart" zu schaffen: "Wie hält man das literarische Gedächtnis lebendig - in Zeiten wie diesen?" Nicht umsonst gebe es auch eine Exilbibliothek in diesem Haus, das nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich "eine Perle" sei; es gebe viele Geschichten zu erzählen.

Was die Münchner und bayerische Literatur angeht, hat sich Buettner hingegen bisher noch nicht als Kennerin ausgewiesen. Das will die 1970 in Neckarsulm geborene Baden-Württembergerin, die seit langem in München lebt, auch nicht leugnen. Doch sie mache seit Jahren Reihen mit Autoren, um das Profil der Stadtbibliothek zu schärfen, unter anderem die Debattenreihe "Kontrovers", und natürlich kenne sie viele Autoren. Bald wird sie noch mehr kennen: Die bedeutenden Schriftsteller von einst, von Thomas Mann bis Gisela Elsner, werden ihr künftig anhand der im Archiv gesammelten Materialien begegnen. Und die von heute werden vermutlich nicht zum letzten Mal leibhaftig in der Monacensia gesessen haben.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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