Litauische Literatur:Sprich, Liftboy, sprich

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Die Erstübersetzung des Romans "Das weiße Leintuch" von Antanas Škėma ist ein Ereignis. Der Autor ist hierzulande noch vollkommen unbekannt. Das sollte sich ändern.

Von Ulrich Rüdenauer

In Thomas Wolfes Roman "Die Party bei den Jacks", der in den besseren Kreisen New Yorks spielt, begegnen wir zwei Liftboys. Sie regeln, Grenzwächtern gleich, den Verkehr zwischen unten und oben. Die Fahrstühle stehen für das gesellschaftliche Auf und Ab - in die oberen Etagen der Park-Avenue-Paläste, wo das Leben seine unbedingten Reize hat, gelangen allerdings nur die wenigsten. Der Aufzug ist ein schönes Symbol für grandiose Höhenflüge ebenso wie für fatale Abstürze. Soziale Aufstiegsaspirationen fahren jedenfalls immer mit. Auch für Thomas Manns Hochstapler Felix Krull geht es bei seiner Lehrzeit als Liftboy Stockwerk für Stockwerk nach oben. Existenzialistisch gewendet ist der Fahrstuhl allerdings ein Käfig, der zwar immer in Bewegung ist, aus dem man aber nicht entkommt und in dem es keinen Schritt vorangeht.

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