Lesung:Jawoll heißt jawoll

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"Ich hab nicht die Illusion, Leute mit meinen Kolumnen zu bekehren", sagt die feministische Autorin Margarete Stokowski. (Foto: Catherina Hess)

Margarete Stokowski im Literaturhaus

Von Christiane Lutz, München

Margarete Stokowski hat richtige Fans. Vor allem junge Frauen, die sich inspiriert fühlen und wissen wollen, wie sie so werden können wie die feministische Autorin. Das ist an sich schon eine gute Nachricht, denn, das sagt Stokowski selbst, in ihrer Jugend, den Neunziger-, Zweitausenderjahren, gab es wenig bis keine Feministinnen, denen man hätte nacheifern wollen. Sie erzählt vom Teenager-Mädchen, das täglich einmal herzhaft "jawoll!" sage, als Maßnahme des Self-Empowerments, weil sie in einer ihrer Kolumnen gelesen hatte, selbstzufriedene Männer machten das auch so.

Stokowski, 33, ist eine der wichtigsten feministischen Autorinnen dieser Zeit. Im Literaturhaus las sie am Donnerstag aus ihrem aktuellen Buch "Die letzten Tage des Patriarchats", einer Sammlung der Kolumnen, die sie für die taz und Spiegel Online geschrieben hatte. Da war beispielsweise ihre Replik auf einen Text von Jens Jessen, erschienen in der Zeit im April 2018, in dem der Journalist klagte, Männer stünden seit Beginn der "Me Too"-Debatte unter Generalverdacht und der neue Feminismus ähnle doch sehr der Barbarei. Stokowski entlarvt klug die Absurdität von Jessens Klagelied, wenn sie darauf hinweist, dass er kaum von einer Debatte ausgeschlossen sein kann, während er einen Essay darüber in einer meinungsbildenden Wochenzeitung veröffentlicht.

Wer regelmäßig Stokowskis Texte liest, der weiß: Sie hat jede Menge Fundiertes zum Thema Gleichberechtigung zu sagen, noch dazu schafft sie es, gut zu unterhalten. Daher ist es etwas schade, dass sie sich an dem Abend vor allem an der unterhaltsamen Oberfläche ihres Schaffens bewegt und viel über die Wirkung spricht, die ihre Texte auf Gegner (davon hat sie viele) haben. Zu sehr viel mehr Tiefe lässt sich Stokowski auch von der Moderatorin und SZ-Redakteurin Meredith Haaf nicht bringen. Vollständig ausgespart wird die Debatte mit Lehmkuhl vergangenen November. Stokowski hatte eine Lesung dort mit der Begründung abgesagt, sie wolle nirgends auftreten, wo auch Bücher des rechten Antaios-Verlags verkauft und somit kommerzialisiert werden. Das Argument der Buchhandlung: Man müsse die Positionen der Rechten kennen, um mit ihnen zu streiten. Und eigentlich möchte man doch genau das von einer feministischen Autorin wissen: Mit wem muss man reden, wenn man will, dass sich die Welt verändert?

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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