KZ-Gedenkstätte:Schöne Scham

Von Sabine Reithmaier

Vieles geht einem durch den Kopf, während man durch die Fritz-Koenig-Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg geht. Das Hickhack um die Leihgaben, die Dauerquerelen um den rechten Umgang mit dem Erbe des Landshuter Bildhauers, die ungewisse Zukunft des Ganslbergs - wenig erfreuliche Gedanken also. Draußen dann im ehemaligen Arresthof triffst du unvermutet auf den verzweifelten "Hiob III", jene Gestalt des Alten Testaments, die fragt, warum es Gott zulässt, dass guten Menschen Böses widerfährt. Die unglaubliche Präsenz der Skulptur bannt sofort, berührt zutiefst. Händelose Arme verbergen Kopf und Oberkörper der stehenden Figur. Anscheinend schämt sich Koenigs Hiob. Er sinniert nicht über das Verhängnis nach, das über ihn, den guten, hereingebrochen ist, sondern ist erschüttert über die eigene Schuld und er trägt schwer an der Erkenntnis. So viele Menschen sind an diesem Ort ermordet worden, der Theologe Dietrich Bonhoeffer und Mitglieder des militärischen Widerstands vom 20. Juli. Koenigs Hiob erinnert an sie, jenseits aller Selbstgerechtigkeit. Wäre einfach schön, wenn er hier stehen bleiben könnte.

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