Kurzkritik:Zweisamkeit

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"Royal Blood" reduzieren Rockmusik auf das Wesentliche

Von Dirk Wagner, München

Als hätte der Drummer bis dahin nur als Dienstleister den Rhythmus einer Band unterstützt, während die anderen Mitglieder im Vordergrund brillieren, scheint das Schlagzeugsolo in vielen Konzerten ein Moment der Rehabilitation zu sein. Der Moment also, wo die Rhythmusmaschine zum Musiker avanciert. Oft jongliert er dabei noch mit seinen Stöcken, als bedürfe sein Solo einer weiteren Attraktion, um die volle Aufmerksamkeit des Publikums zu verdienen.

Wenn allerdings Ben Thatcher, Schlagzeuger der britischen Rockband Royal Blood, im Zenith ein Solo spielt, unterscheidet sich das nicht all zu sehr vom restlichen Programm. Schließlich steht mit ihm ja die Hälfte der Band auf der Bühne. Bald schon wird diese auch wieder vom Sänger und Bassisten Mike Kerr ergänzt. Wo ähnliche Zwei-Mann-Formationen bis dato die Überflüssigkeit von Bassisten zu postulieren scheinen, belegt Kerr nun mit eingängigen Riffs die Ersetzbarkeit der Gitarre. Immer wieder lässt er seinen Bass in den höchsten Tönen aufheulen. Seine Finger zerren dazu an den dicken Saiten, als wären sie so dünn und leicht zu dehnen wie die einer Gitarre. Zugleich fasziniert Thatcher mit einem Schlagzeugspiel, das auch Klangspiel ist und seine Adelung zudem über einen riesigen Gong erfährt, der rücklings über dem Drummer thront. Wann immer Thatcher jenen Gong spielt, muss er aufstehen, was den Moment seines Einsatzes noch feierlicher gestaltet.

Trotzdem bleibt alles mitreißende Rockmusik, die sich mal mit Queens Of The Stone Age, manchmal sogar mit Led Zeppelin vergleichen lässt. Reduziert aufs Wesentliche, dem die Engländer im Nachtrag die Titelmelodie der britischen TV-Serie "Fawlty Towers" gegenüberstellen. Als Abspannmelodie vom Band, die das Publikum in die Realität entlässt.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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