Kurzkritik:Zu viel Effekt

Lesezeit: 2 min

Das Duo "two Well" und Christoph Well in zwei Konzerten

Von Henrik Oerding, München

"All was well", alles war gut, ist der berühmte letzte Satz der Harry-Potter-Buchreihe. "Alles war Well" konnte man in den vergangenen Tagen sagen, denn die bekannte Musikerfamilie ( Biermösl Blosn, Wellküren) trat an zwei Tagen mit unterschiedlichen Ensembles auf. Beide Male dabei: der Trompeter Christoph Well.

Seine Nichte Maria und sein Neffe Matthias aus der dritten Well-Generation standen am Montagabend im Mittelpunkt: An Cello und Geige studieren sie Kammermusik an der Münchner Musikhochschule, als Duo "twoWell" treten sie seit 2015 öffentlich auf. Ihr Konzert im Herkulessaal eröffneten sie mit "Present" vom zeitgenössischen Komponisten Ondřej Kukal. Das Stück ist rau und herausfordernd, wie aus einem Actionfilm entsprungen. Die Geschwister spielten mit großer Energie, wie auch im Duo von Zoltán Kodály lagen ihnen besonders die tänzerischen Passagen. Nur manchmal entstanden kleine Unsauberkeiten im Zusammenspiel.

Weil mit Christoph Well, Alice Marie Weber und Anne Solveig Weber die Besetzung ständig wechselte, hatte das Konzert den Charakter eines Hausmusikabends: Jeder brachte ein Stück mit, mal klassischer (Dvořák: Amerikanisches Quartett), mal sehr populär (Massenet: Thaïs-Meditation), und am Ende etwas von Fritz Kreisler.

Christoph Well brachte die "Große Feuerwehrmusik" mit, eine barocke Persiflage auf das dörfliche Vereinsleben, die nicht nur witzig war, sondern auch wunderbar leicht von ihm auf der Trompete gespielt wurde. Damit war Well auch für das Konzert am folgenden Abend im Prinzregententheater eingespielt, diesmal mit dem Kammerorchester der Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Lorenz Nasturica-Herschowici, mit denen er die "Feuerwehrmusik" wiederholte.

Statt eines Hauskonzertes gab es ein Neujahrskonzert mit den Klassikern der Wiener Strauss-Familie und aus den populärsten Operetten. Nasturica-Herschowici leitete von der Violine aus, was zwar dynamisch wirkte, aber mehrfach dazu führte, dass er sein Orchester mit Schnipsen und großen Gesten wieder in den Takt zurückholen musste. Die Philharmoniker spielten technisch gut, aber ganz auf Effekt konzentriert. Auch die beiden Sängern, Cornelia Lanz und der leicht angeschlagene Manolito Mario Franz, bestachen mehr durch Spielwitz als durch klaren Gesang. Einzig das mit schöner Wärme gesungene "O sole mio" von Franz überzeugte wirklich.

Musikalisch kein besonderes Konzert also, wäre da nicht Christoph Well gewesen. Mit seiner Harmonika und in Lederhosn sang er zwischen den Stücken Gstanzl: über das Programm, die Münchner Mieten, Söder und über die AfD. Erst Wells hemdsärmeliger Witz machte das Konzert richtig unterhaltend. Auch wenn sonst nicht alles gut war.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: