Kurzkritik:Zu Hause im Glück

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Die Münchner Band "Kytes" kehrt ins Strom zurück

Von Vivian Harris, München

Man könnte es sicherlich als einen Heimvorteil bezeichnen, wenn man in der Stadt auftritt, in der man aufgewachsen ist. Und in der man zudem vor dreieinhalb Jahren eine Band gegründet hat, die mittlerweile auch internationale Erfolge feiern kann. Der Münchner Musikclub Strom, das ist für die Kytes auch so eine Art Heimat, sagen sie am Dienstagabend, als sie dort die vorletzte Show ihrer deutschlandweiten Tour spielen.

Alte Songs und neue hat das Indie-Quartett im Repertoire. Von letzteren kommen jetzt noch mehr, verspricht der Frontmann Michi Spieler, nachdem er sich über die schnelllebige Musikbranche ausgelassen hat: "Deshalb haben wir jetzt unser eigenes Label gegründet." Dank diesem sind Tracks entstanden wie die erste Single-Auskopplung der erst im Januar erscheinenden EP: "Take It Easy" ist eine smoothe Synthie-Nummer, die erwachsener klingt und experimentierfreudiger als beispielsweise der Gute-Laune-Hit "On the Run" oder das eingängige "I Got Something".

Härtere Elektrobeats und weniger gitarrenlastige Arrangements stehen da im ständigen Wechsel mit radiotauglichen Pop-Nummern. Mal hat der Sound was von Achtzigerjahre-Dance, mal gibt es ein Solo mit Rockriffs, mal erinnert die Musik an den Ska von Sublime. Tatsächlich sind die Songs bis auf wenige Soli kaum von der Platte zu unterscheiden. Man könnte fast meinen, Spieler hätte sich die Stimmbänder extra für die Fans von zu Hause noch einmal eingeölt. Damit er mit seiner rauen Stimme auch wirklich jeden Ton trifft: egal, ob bei schnellen Nummern wie "Remedy", einem romantischen Intro zu "Inner Cinema" oder mit Kopfstimme bei "Any Better". Das ganze Konzert hat etwas von einem Teeniefilm, bei dem Schulkameraden ihrer liebsten Schülerband fast zu euphorisch zujubeln: Es wird mitgesungen, miteinander gewitzelt, beim Pogo auch mehr oder weniger wild getanzt. Und ganz nebenbei wird sogar noch schnell ein Musikvideo gedreht. Wo auch sonst, wenn nicht in der Heimat?

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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