Kurzkritik:Zitatkünstler

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"Django Django" spielen in der Muffathalle lieber Altes als Neues

Von Martin Pfnür, München

Wenn eine Band auf der Tour zu ihrem zweiten Album mehrheitlich Songs von ihrem Erstling spielt, dann spricht das nicht unbedingt für das neue Material. Und doch täte man den gewitzten Sound-Eklektikern Django Django aus London Unrecht, würde man ihnen das zum Vorwurf machen, denn ihr unbetiteltes Debüt von 2012 ist nicht einfach nur ein Debüt - es ist ein mit Lobgesängen und Auszeichnungen überhäuftes Glanzstück postmodern-verspielter Zitatkunst, es ist eine Art Pop at its best, was die vier damals als Studenten am Edinburgh College of Art in ihren WG-Zimmern zusammenflickten.

Kein Wunder also, dass sich in der spärlich gefüllten, und daher mittels eines Vorhangs um ein Drittel verkleinerten Muffathalle (mit angenehm geringem Lederhosen-Anteil im Publikum) gleich zu Beginn das wunderbare "Hail Bop" aus dem blubbernden Intro herausschälte, ein Stück, das mit seinem lässig-fluiden Gitarren-Twang, seinen Beach-Boys-Harmoniegesängen, seinem Ohrwurm-Refrain und seinem satten Synthie-Fundament eine Vielzahl der Bausteine, aus denen sich dieses Album zusammensetzt, in sich vereinigt. Und klar, so wie Popmusik nun mal funktioniert, ergab das einen herrlich euphorisierenden Wiedererkennungseffekt, um den die Band nur zu gut wusste und entsprechend in Form des wuchtig stompenden "Storm" und seinen messerscharfen Surfgitarrenstakkati á la Dick Dale gleich noch ein Stück vom Debüt nachlegte.

So kam den Songs des Synthiepop-lastigeren zweiten Albums "Born Under Saturn" (dem trotz aller produktionstechnischer Raffinessen ein wenig die Griffigkeit fehlt) letztlich eher eine lückenfüllende Rolle zu. Und auch wenn diese Lücken mit Ausflügen in die House-Music oder einem in seiner augenzwinkernden Ironie durchaus ansprechenden Saxofon-Solo ("Reflections") sehr hübsch gefüllt wurden, waren Django Django an diesem Abend doch immer dann am besten, wenn Frontmann Vincent Neff zur Gitarre griff und seine Vorliebe für Spaghettiwestern- und Surf-Sounds auslebte. Und das tat er schönerweise nicht eben selten.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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