Kurzkritik:Zackige Gesten

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Der Postpunk-Band "Messer" gelingen auch poppige Momente

Von Jürgen Moises, München

Klingt die Musik von Messer nach einem französischen Autorenfilm, oder doch eher nach "Godzilla"? Diese Frage wurde von Messer-Sänger Hendrik Otremba beim Konzert der deutschen Postpunk-Band in der Kranhalle ans Münchner Publikum gestellt. Weil er zufällig gesehen hatte, welche Armada an Instrumenten die im benachbarten Hansa 39 aufspielende Alternative-Rockband Twin Atlantic live auffährt. Die von Otremba erhoffte Antwort dürfte, auch wenn Gitarrist Milek die Auswahl noch um den Titel "Werner - Beinhart!" erweiterte, jedenfalls wohl eher in Richtung französischer Autorenfilm gehen. Man selbst hätte ja zugegebenermaßen eher den expressionistischen Stummfilm oder Film Noir als Vergleichswerte erwartet. Denn dass Messer offenbar ein Faible für grelle Licht-und-Schatten-Effekte und für das Dunkle und Morbide haben, das haben sie mit ihren bisherigen, hochgelobten Alben "Im Schwindel" und "Die Unsichtbaren" bereits gezeigt.

Beim neuen Album "Jalousie", das Messer nun in der Kranhalle vorstellten, ist das nicht viel anders. Auch hier gibt es in den Texten Staub und schwarzen Qualm, es werden Lüste und Obsessionen ausgelebt, und selbst die Liebe führt nur in die Hölle. Musikalisch hat sich durch den Weggang des Gitarristen Pascal Schaumburg und die Hinzunahme des Percussionisten Manu Chittka dann aber doch ein bisschen was geändert. So klingt die Mischung aus Wave, Punk und Indie-Rock nun weniger gitarrenlastig. Dafür sorgen der Bassist Pogo McCartney und die beiden Schlagwerker für den nötigen Druck. Gitarrist Milek steuert dazu kleine Störgeräusche und Klangmalereien bei, während sich Hendrik Otremba mit zackigen Gesten am Mikrofon austobt. Abgesehen von ein paar ruhigen und fast poppigen Momenten klingt das ziemlich mitreißend, mit dem Eindruck, dass die Band nach der Erwähnung von "Godzilla" Druck und Lautstärke noch steigert. Und vielleicht war das mit dieser Film-Frage ja irgendwie doch anders herum gemeint?

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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