Kurzkritik:Wunderbar luftig

Das Kammerorchester und Anderszewski

Von Klaus Kalchschmid, München

Klavierkonzerte Haydns und Mozarts, gegenübergestellt der romantischen Streicher-Suite des 22-jährigen Leoš Janáček sowie dem prägnant zwischen Bewegung und Stillstand, Kontemplation und Attacke changierenden "The Path and the Traces" von Erkki-Sven Tüür aus dem Jahr 2005, das Ausdruck der Spuren ist, die Arvo Pärt und der Vater des Komponisten hinterlassen haben und religiöse Gesänge ebenso spiegelt wie Architektur: Das Münchener Kammerorchester bot im Prinzregententheater erneut ein spannendes Programm und spielte auf einem so hohen instrumentalen Niveau, wie es selbst dieses großartige Ensemble nicht immer hinbekommt.

Lag's an Konzertmeisterin Yuki Kasai, am inspirierenden Pianisten Piotr Anderszewski oder an beiden und an der Offenheit aller Musiker? Der immer wieder lebhaft hin- und herspringende Funke führte zu einer beglückenden, konzertanten Erfahrung. Anderszewski hatte seinen eigenen Steinway-Flügel mitgebracht und zauberte auf ihm nicht nur herrlichste Pianissimi und originelle Kadenzen, sondern entlockte ihm auch ein pralles "Rondo all'Ungarese" als Finale des Haydnschen D-Dur-Konzerts Hob. XVIII:11. Solist und Orchester verschmolzen bei Mozarts noch reicherem G-Dur-Konzert KV 453 nicht minder traumhaft miteinander. Bei aller Deutlichkeit der Artikulation und feinsten dynamischen Schattierungen blieb alles wunderbar luftig. Der langsame Satz verströmte eine schon fast gespenstische Ruhe, während im Finale Stimmung, Ausdruck und Tonfall noch ein paar Mal wechselten.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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