Kurzkritik:Wirbelwind

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Constanze Lindner in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Oliver Hochkeppel, München

Wie kann ein einzelner Mensch nur eine solche Energie haben. Ein warmer, erfrischender Tropensturm wirbelte da wieder einmal durch die Lach- und Schießgesellschaft, in Gestalt von Constanze Lindner bei der Premiere ihres neuen Programms "Miss Verständnis". Früher hätte man so eine wie diese kleine, schrille, immer fröhliche, immer in Bewegung befindliche Person - quasi eine bayerische, aktivere und noch fidelere Hella von Sinnen - wohl "Ulknudel" genannt. Aber was Lindner in ihrem bislang besten Solo bietet, das ist Ulknudel 2.0 oder 3.0.

Alleine wenn Sie als Miss mit Krönchen und Schärpe auf die Bühne kommt, kullern einem schon die Lachtränchen runter, so komisch bläht sie die Siegesfreude auf und so schön verschusselt sie ihre Dankesrede. Ein Missverständnis eben, die Wortspielerei setzt sich später mit Titeln von Miss Geburt über Miss Achtung bis zum Sport-Titel Miss Lungen fort. Der wilde Schabernack, den Constanze Lindner in Interaktion mit dem Publikum oder in den wie immer hinreißend gespielten Rollen als Fitnesstrainerin, hinterlistige Oma oder verhuschte Cordula treibt (sogar die oberbayerische Wunschfee aus dem letzten Programm kommt - Missverständnis! - versehentlich kurz auf die Bühne), hat aber mehr denn je Bezüge zu den realen Widrigkeiten des Lebens, besitzt durchaus Hintersinn und Tiefgang. Erst recht zum fast morbiden Schluss, wenn aus der Dankes- eine Grabrede für sie selbst wird.

Das kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern vom in höherem Blödsinn versierten Dream-Team mit den Co-Autoren Alexander Liegl und Michael Altinger sowie mit der Regisseurin Gabi Rothmüller. So darf man mit dem Wortspiel schließen: Wenn's die Constanze Lindner nicht gäbe, wir würden sie vermissen (noch bis Samstag).

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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