Kurzkritik:Wattig weich

Sam Beams "Iron & Wine" in der ausverkauften Muffathalle

Von Jürgen Moises, München

In den letzten Jahren hat Sam Beam alias Iron & Wine mit Synthesizern und elektronischen Beats experimentiert und seine Musik durch Stile wie Funk, Jazz oder Soulpop erweitert. Das aktuelle Album "Beast Epic" steht dagegen für eine Rückkehr zum eher ruhigen, reduzierten Folksound. Prägendes Element ist dabei Beams samtene Stimme, die sich wie Watte um die Ohren legt und beim Konzert in der Muffathalle durch Gitarre, Cello, Kontrabass, E-Piano und Schlagzeug ergänzt wird. Passend zum weichen Wohlklang sieht man dazu weiße Wattewolken über den fünf Musikern schweben. Was etwas kitschig klingt. Aber in den verschiedensten Farben beleuchtet, ergibt das ein stimmungs- und facettenreiches Bild.

Vergleichbares lässt sich auch über die Musik sagen. Denn ohne Bläser oder Synthesizer mag das nicht mehr so offensiv experimentell klingen: Live gespielt stecken sowohl neue Songs wie "Claim Your Ghost" als auch die alten Stücke voller Klangfarben. Was etwa so aussieht, dass Teddy Parker sein Cello lieber zupft statt streicht, Schlagzeugerin Elizabeth Goodfellow jazzig verspielte Rhythmen bevorzugt oder Eliza Hardy Jones ihr E-Piano auch mal swingen lässt. In Songs wie "Winter Prayers" bauen Beam und seine "musical scientists", als die er sie passend vorstellt, außerdem lautmalerische Akzente ein. Als Zugabe gibt es mit "Fade Into You" von Mazzy Star noch ein Cover. Auch das passt sich als Ballade wunderbar ein in die wolkenverhangene, sanfte Grundstimmung.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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