Kurzkritik:Virtuose Brillanz

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Das Helsinki Baroque Orchestra glänzt durch seine Solistinnen

Von Klaus P. Richter, München

Bei musikalischen Feinschmeckern gilt der "Finnische Tango" als besondere Spezialität. Vielleicht weil seine Exotik als Kontrapunkt zu Südamerika fasziniert. Aber es gibt auch noch andere Spezialitäten im Musikland Finnland mit seinen an die 30 Orchestern, zahllosen Musikschulen und vielen Weltklassemusikern. Dazu gehört zweifelsfrei auch das Helsinki Baroque Orchestra. 1997 gegründet, hat es sich einen Namen gemacht mit Kompositionen aus dem baltischen und barocken Repertoire. Seit 2003 wird es von Aapo Häkkinen geleitet, der bei Bob van Asperen in Amsterdam und Pierre Hantai in Paris Cembalo studiert hat.

Auch jetzt fungierte er in der Allerheiligen Hofkirche der Residenz als inspirierender Maestro al Cembalo mit seinem Ensemble von elf Musikern. Für die Glanzlichter sorgten allerdings seine beiden Solistinnen auf der Traversflöte und an der Barockvioline. Gleich in Johann Sebastian Bachs fünftem Brandenburgischen Konzert spielte Pauliina Fred die Maestra al Flauto mit sensibler Brillanz. Dabei bediente das Ensemble aber nicht das Genre höfischer Prachtrepräsentation, sondern aristokratischer Noblesse mit fein ausgeleuchtetem Klangbild und schlanker Struktur.

Dass sich Pauliina Fred auch auf virtuose Brillanz versteht, zeigte sie im fulminanten Allegro von Bachs Sonate für Flöte und Cembalo A-Dur. Echte Funde waren das Adagio und die Fuge d-Moll von Wilhelm Friedemann Bach, die seinen Ruf als genialster Bach-Sohn bestens bestätigten, und ein Violinkonzert von Johann Georg Pisendel. Der Freund von Vivaldi und einst violinistischer Star der Dresdner Hofkapelle beeindruckte mit seinem Konzert in g-Moll, das dem berühmten a-Moll-Konzert von Johann Sebastian Bach kaum nachstand. Der Vergleich zeigte es, denn Zefir Valova glänzte als Maestra al Violino nicht nur in ihrer Rolle als Primgeigerin des Ensembles, sondern sie spielte auch beide Violinkonzerte als Solistin mit Brio und espressiver Grandezza.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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