Kurzkritik:Unverkennbar

Lesezeit: 1 min

Johnny Marr erinnert im Technikum an "The Smiths"

Von Jürgen Moises, München

Vor zehn Jahren soll es gewesen sein, dass nach einem gemeinsamen Pub-Besuch von Johnny Marr und Morrissey die reelle Chance auf eine Wiedervereinigung von The Smiths im Raum stand. Der vor 31 Jahren aufgelösten, legendären britischen Indiepop-Band, die der Manic-Street-Preachers-Sänger James Bradfield einmal als "die Beatles unserer Generation" bezeichnet hat. Aber daraus wurde nichts. Stattdessen fasziniert und irritiert Steven Patrick Morrissey als Sänger weiterhin unter seinem eigenen Namen die Massen, und Gitarrist Johnny Marr ist ebenfalls mit eigenen Projekten unterwegs.

Im vollen Technikum stellte Marr mit Band nun sein neues Soloalbum "Call The Comet" vor. Er ließ es sich dabei nicht nehmen, gleich sechs The-Smiths-Klassiker innerhalb des etwa 100 Minuten dauernden Konzerts zu spielen. Darunter "Bigmouth Strikes Again", das er gleich an die zweite Stelle setzte. Oder "There Is a Light That Never Goes Out" und "You Just Haven't Earned It Yet, Baby", die am Ende des Zugabenteils standen. An manchen Stellen hatte man fast den Eindruck, Morrissey persönlich singen zu hören. Auch von Electronic gab es zwei Discopop-Stücke, dem Bandprojekt, das Marr in den Neunzigern mit Bernard Sumner von New Order betrieb.

Klar im Zentrum standen aber die neuen Songs, die, wie das schöne, mit seinen flirrenden Gitarren sehr Smiths-nahe "Hi Hello", das wavige "The Tracers" oder das emphatische "Rise" vor allem den Britpop- und -rock der Achtziger und Neunziger durchdeklinieren. Das mag ein bisschen aus der Zeit gefallen klingen, aber Marr macht das sehr überzeugend, live zudem sehr sympathisch und unprätentiös. Sein unverkennbares Gitarrenspiel, seine eleganten, luftigen Riffs, die neben dem Gesang und den poetischen, bissigen Texten von Morrissey nicht nur den Smiths-Sound, sondern eine ganze Musiker-Generation geprägt haben, die sind eh über alle Zweifel erhaben.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: