Kurzkritik:Ungleiche Zwillinge

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Die grandiosen Paul Pizzera und Otto Jaus im Gärtnerplatztheater

Von Oliver Hochkeppel, München

Musikkabarett sieht man nicht oft im Gärtnerplatztheater. Hinter dem Auftritt des österreichischen Duos Paul Pizzera und Otto Jaus darf man auch das Wohlwollen des Intendanten Josef Köpplinger vermuten, unter dessen Regie Jaus bereits hier spielte: in der "Zirkusprinzessin", noch bevor er damit in Wien für Furore sorgte. Dass der Abend dann schon Wochen vorher ausverkauft war, liegt wohl am Boom des aktuellen Austropop, der ja von Seiler und Speer bis selbst noch zu Wanda von der traditionellen Spielkultur und dem typischen Schmäh der österreichischen Szene lebt.

Genau das bringen Pizzera & Jaus perfekt zusammen, wie überhaupt das Spiel mit Gegensätzen das Geheimnis ihres Erfolgs ist. So ist ihre Show einerseits ein Rockkonzert mit Songs, die an der Oberfläche eingängig und zum Mitklatschen und -singen geeignet sind, aber auch jede Menge musikalischer und vor allem sprachlicher Feinheiten enthalten. Andererseits ist sie ein Kabarettabend mit einer losen Handlung, die sich aus dem bewährten "Buddies"-Prinzip speist: Zwei denkbar Unterschiedliche piesacken sich publikumswirksam, um sich natürlich doch als ziemlich beste Freunde zu erweisen. Pizzera spielt den Schönen, Starken, eher Zynischen, tatsächlich kommt der studierte Germanist ja vom Poetry Slam, Jaus den Schlichteren, Gefühligeren, wobei er im richtigen Leben aus der klassischen Bühnen-Schule stammt. Den Rahmen dafür gibt das eigene Künstlerleben ab, ein Konzert im Konzert sozusagen, vom Touren bis zur After-Show (Groupies!), von Pizzeras "Songwriting-Eigenanleitung" bis zu den depperten Fragen der Journalisten. Weil diese zwei Rampensäue, die "Zwillinge wie Schwarzenegger und DeVito" als Musiker mit Wahnsinnsstimmen und als Darsteller - Pizzera dazu noch als Autor - so viel drauf haben, ist der Abend dann auch mehr als leiwand. Man darf jedenfalls schon mal gespannt sein, was sie in ihrem zweiten Programm machen werden. Das Ringen um Erfolg ist da als Thema bereits durch, viel größer kann er kaum mehr werden.

© SZ vom 09.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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