Kurzkritik:Trampelfad

Regisseurin Monika Gintersdorfer und Künstler Knut Klaßen sind schon oft vergnügliche Provokationen geglückt. Jetzt haben sie einen neuen Abend gestaltet.

Von Dorion Weickmann

Die beiden haben ihren Spaß: Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen sitzen auf einem Podest mitten auf der Bühne des Berliner Hebbel-am-Ufer-Theater und sehen ihren Akteuren vergnügt beim Proben zu. "Exorzieren statt exerzieren" heißt der Abend, drei Stunden später kommt er zur Uraufführung. Das Publikum wird sich amüsieren. Allerdings deutlich weniger als die zwei Oberschamanen.

Vor genau zehn Jahren haben sich die Regisseurin und der Künstler zusammengetan und auf ein Fach spezialisiert, das Fördergremien, Kuratoren und Politiker gern alimentieren: die interkulturelle, interdisziplinäre, internationale Kunstproduktion. Sie arbeiten mit Tänzern und Schauspielern aus der Elfenbeinküste und Europa, residieren und gastieren als freies Kollektiv an festen Häusern - ein allseits beklatschter Dreifach-Brückenschlag. Oft sind dabei herrlich verrückte und unterhaltsame Provokationen entstanden, etwa die "Logobi"-Serie oder zuletzt die Macho-Boss-Offensive "Chefferie".

"Exorzieren statt exerzieren" aber treibt keine Dämonen aus, sondern hackt auf allfälligen Ärgernissen herum: den Talkshows, der Griechenlandpolitik, den postkolonialen Verwerfungen auf dem afrikanischen Kontinent. Vorneweg werden die Altvorderen der Tanzmoderne, namentlich Merce Cunningham und Yvonne Rainer, durch den Kakao gezogen. Doch der tribal-urbane Trampelmix, den die acht Performer dagegensetzen, ist so wenig der Rede wert wie das Netzkleidchen und die Spitzenschuhe, in denen sich Cecilia Bengolea produzieren darf. Einzig Hauke Heumanns verplapperte Turnexerzitien charmieren Auge und Ohr der Zuschauer. Alles andere wird von den einen abgespult, von den anderen abgesessen.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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