Kurzkritik:Ton und Geräusch

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Semifinale Trompete beim ARD-Musikwettbewerb

Von Klaus Kalchschmid, München

Von mehreren ARD-Musikwettbewerben im Fach Trompete sind die Konzerte wohlbekannt, die auch diesmal beim Semifinale im Prinzregententheater mit dem Münchener Kammerorchester auf dem Programm standen: Joseph Haydns Es-Dur-Konzert (Hob.Vlle:1) und das in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel. Letzteres ist ein geistsprühendes, im Andante träumerisches Konzert, das Lucas Lipari-Mayer, seit kurzem Mitglied des Ensembles Intercontemporain, mit schönem, weichem Ansatz und entsprechender Tongebung spielte. Außerdem zeigte er eine ausgeprägte Fähigkeit, differenziert zu modulieren und ausdrucksvoll zu phrasieren. Aus welchen Gründen auch immer reichte es jedoch nicht für eine Qualifizierung als Finalist. Beim gleichen Konzert erwies sich der Franzose Célestin Guérin als viel vorsichtiger und weniger ausdrucksvoll, schaffte es damit aber ins Finale.

Begonnen hatte Selina Ott aus Österreich mit Haydn und konnte weitaus weniger überzeugen als Mihály Könyves-Tóth, der es als Letzter nach dem ausgeschiedenen Aleksander Kobus noch einmal spielte: sehr souverän, mit schönem, hell vibrierendem Ton und einer großen Kadenz im ersten Satz, aber im Andante auch schwebend ausdrucksvoll musiziert.

Er war nicht zuletzt beim zeitgenössischen Auftragswerk überzeugend, "fumbling & tumbling" für Solo-Trompete in C von Olga Neuwirth. Bei ihm gab es nicht nur eine Aneinanderreihung richtiger Töne zu hören wie bei Ott, sondern Musik, wie schon bei Lipari-Mayer, wann immer es der Notentext hergab. Denn die studierte Trompeterin und Komponistin macht es weder Interpret noch Zuhörer leicht. Nur selten schimmert melodisch oder rhythmisch prägnant Strukturiertes durch die verschiedenen Forderungen der Tonerzeugung bis zu Vierteltönen, Spaltklängen, Geräuschhaftem und Gesummtem sowie virtuosem Gebrauch eines Dämpfers einerseits und penetranten Wiederholungsmustern andererseits. Außerdem darf man rätseln, was der englische Titel wohl bedeutet, der den Gegensatz von "Fummelei" und den Akrobatik-Sprüngen und Überschlägen der Sportart "Tumbling" bezeichnet. Guérin reizte dabei die Dynamik allzu sehr aus und geizte nicht mit gleißenden Tönen im dreifachen Forte, während Könyves-Tóth sehr musikalisch gestaltete und nicht nur auf größtmöglichen Effekt zielte. Auch er wird wie Selina Ott und Célestin Guérin im Finale André Jolivets originelles, exquisit instrumentiertes zweites Trompetenkonzert aus dem Jahr 1954 zum Besten geben.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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