Kurzkritik:Tief empfunden

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Der erste Durchgang Gesang beim ARD-Musikwettbewerb

Von Klaus Kalchschmid, München

24 von 58 Teilnehmern schafften es beim ersten Durchgang Gesang, mit dem der ARD-Musikwettbewerb startete, in den zweiten Durchgang. Darunter waren vier Tenöre: Konstantin Myonghyun Lee aus Südkorea sang zwar das zärtliche "Un'aura amorosa" des Ferrando ("Così fan tutte") ein wenig wie "Nessun dorma", aber beim Lamento des Federico aus Cileas "l'Arlesiana" konnte er zeigen, was ein Tenor mit Schmelz und Tränen in der Stimme ist. Mingjie Lei aus China ließ hören, wie fein man das "Un'aura amorosa" modellieren kann und sang "O blonde Cérès" ("Les Troyens") mit berückender französischer Diktion. Jaeil Kim gelang die Lenski-Arie ("Eugen Onegin") tief empfunden und auch Kai Kluge schaffte es mit "Dalla sua pace" des Ottavio in die zweite Runde.

Der bereits erstaunlich reife Bass Milan Siljanov kam ebenso weiter wie Changdai Park und Christoph Seidl aus Österreich, der differenziert den wütend ausrastenden Osmin ("Entführung") gab; Beom Seak Choi (Südkorea) gestaltete scharf charakterisierend die Szene des eifersüchtigen Ford aus Verdis "Falstaff". Der Weissrusse Alexander Roslavets präsentierte mit "Ernani" einen ausgereiften Verdi-Bariton und hatte mit "Così dunque tradisci" KV 432 die richtige Mozart-Arie ausgesucht. Der Slowene Jaka Mihelač offenbarte bei "Gott sei mir gnädig" aus Mendelssohns "Paulus" ein besonderes Timbre und fand den rechten stolz-aggressiven Ton für Mozarts "Figaro"-Graf.

Unter den bemerkenswerten Mezzosopranen waren drei Deutsche: Maria Hegele beherrschte Mozart stilsicher und sang "Depuis hier" aus Gounods "Roméo et Juliette" pointiert. Florence Losseau gestaltete "Deh, per questo istante solo" aus "Titus" wie Verdis "Oberto" ("Un giorno dolce") souverän in jeder Hinsicht. Die Russin Natalya Boeva widmete sich Massenets Charlotte ("Werther") mit Intensität, sang aber auch leicht und schlank Mozarts "Abendempfindung". Unter den erfolgreichen Sopranen waren Jihyun Cecilia Lee und Pureum Jo aus Südkorea; die Ungarin Réka Kristóf verblüffte mit expressivem Mozart (Donna Anna) und ergreifendem Mendelssohn ("Höre, Israel"). Die Schwedin Ylva Sofia Stenberg überzeugte mit Blondes "Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln", vor allem aber mit "O luce di quest'anima" der Linda di Chamonouix, ebenso farben- wie facettenreich gesungen.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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