Kurzkritik:Stimme mit Zukunft

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Lilly Brüchner, gebürtig in Straubing, könnte eine berühmte Würzburgerin werden

Von Jürgen Moises, München

" Ich will nicht, dass Ihr euch an mich erinnert." Diesen Satz schickt Lilly Brüchner alias Lilly among Clouds bei ihrem Konzert im Unter Deck ihrem Song "Remember Me" voraus. Das allerdings dürfte schwierig werden. Denn "Remember Me" ist zum einen ein wirklich toller Popsong mit einer einprägsamen Melodie. Und zum anderen ist da diese tiefe, ausdrucksstarke und leicht angeraute Stimme, die aus Lilly Brüchners zierlichem Körper kommt und zuweilen an Norah Jones oder Amy Macdonald erinnert. Vergleiche mit Alanis Morisette oder Rihanna waren auch schon mehrfach irgendwo zu lesen. Auf jeden Fall ist es eine Stimme, die man nicht so leicht wieder vergisst. Das hat auch Udo Rinklin erkannt, der Produzent von Tonbandgerät und Phillipp Poisel. Er hat die im vergangen September erschienene Debüt-EP der jungen Würzburgerin produziert und arbeitet zurzeit mit ihr an ihrem Debüt-Album.

Genügend gute Songs für ein komplettes Album gibt es jedenfalls jetzt schon. Das hat das Konzert im Unter Deck gezeigt, wo neben, nur als Beispiele, "Keep", "Blood & History" und "Remember Me" von der EP noch weit mehr feine Lieder zu hören waren. Lieder, die Einflüsse von Folk und Soul, von klassischem Singer-Songwritertum aufweisen, und die vor allem die große Pop-Geste nicht scheuen. Auf Platte klingt das noch üppiger und mehr auf "Breitwand" arrangiert, live, in Trio-Besetzung an Piano, Schlagzeug und abwechselnd Gitarre, Bass oder Keyboard, dagegen etwas reduzierter.

Was aber nicht schadet, weil Brüchners Stimme dadurch vielleicht sogar noch mehr zur Geltung kommt. Die ist, neben ihrem Talent für einprägsame Melodien und Arrangements, in der Tat das größte Potenzial der gebürtigen Straubingerin. Ach und das Ganze mit dem "nicht erinnern": Das sollte man wohl nicht ganz so ernst nehmen. Denn mit dem Satz wollte die Sängerin auf eine etwas ungelenke, sympathische Art verdeutlichen, dass es in "Remember Me" um etwas anderes geht. Nämlich darum, dass es, um aufzufallen und in Erinnerung zu bleiben, auch den Mut zu Fehlern braucht. Sollten ihr in Zukunft nicht allzu viele davon oder sagen wir: nur die richtigen passieren, dann dürfte man von der Würzburgerin auf jeden Fall noch so einiges hören.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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