Den ersten Todeswunsch gibt es im vierten Lied: "Sterben möcht i", sagt die Mutter zu ihrem dicken Sohn in der gemeinsamen, schmutzigen Ein-Zimmer-Wohnung. Es bleibt nicht der einzige an diesem Abend im Unter Deck. Der Tod und die Liebe, diese zwei Themen ziehen sich durch die Stücke des Wiener Liedermachers Voodoo Jürgens. Er ist ein Meister im Geschichten-Erzählen; und seine Musik ist viel näher an alten Wiener Liedermachern wie Qualtinger oder Sowinetz als an modernen Austropoppern wie Wanda.
Das Konzert am Mittwoch war seit Wochen ausverkauft, ebenso wie der nächste Gig im Januar in Dachau. Und auch für den 29. April im Strom sollte man sich wohl bald um Karten kümmern. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Texte des 33-Jährigen für das deutsche Publikum weitgehend unverständlich sind. Das beginnt schon beim Namen der Band. Die heißt Ansa Panier (beste Kleidung), die Debüt-Platte heißt "Ansa Woar" (beste Ware), und in den Liedern wird geschpieben (gekotzt) und geschlatzt (gespuckt), da tauchen Gschroppen (Kinder) auf, die Moiberl hatzen (Marlboros rauchen).
Doch man muss gar nicht jedes Wort verstehen: Auch die Dringlichkeit der Stimme und die treibende Musik lassen das Publikum eintauchen in die Halbwelt, die er da besingt. Das Zusammenspiel aus Kontrabass, Akkordeon, Harmonium, Orgel und einem rumpelnden Schlagzeug klingt rau, unfertig und immer genau auf den Punkt. Seine Gitarre braucht Voodoo Jürgens nur dann, wenn er die Band von der Bühne schickt und alleine weitermacht: Etwa beim Lied "Tulln", in dem er eine Jugend in der österreichischen Kleinstadt nahe Wien beschwört, wo das Schöne und das Schreckliche genauso nah beieinander liegen wie in seinen Texten. Es wird plötzlich ganz ruhig im Publikum, wenn er von Mobbing und Drogen erzählt, vom Verlust und vom Überleben; und man möchte ihm ein Kompliment aus einem seiner eigenen Texte zurufen: "Das Bier wird warm, wenn du da bist.