Kurzkritik:Souverän

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Das Kammerorchester unter John Storgård

Von Klaus Kalchschmid, München

Nach György Ligetis hochkonzentriertem Cellokonzert in der ersten Hälfte des Abends, bei dem Maximilian Hornung als Solist immer wieder im filigranen Geschehen des Orchesters verschwand oder mit ihm verschmolz, folgte nach der Pause im Prinzregententheater mit dem Münchener Kammerorchester unter John Storgårds die Uraufführung von Tobias PM Schneids zweitem Cellokonzert. Da geht es - in der Form traditionell mit einem langsamen Satz in der Mitte, gerahmt von zwei schnellen - oftmals enorm nervös und virtuos ums Ganze.

Immer wieder darf das Cello sich frei und fast romantisch aussingen, bevor eine erneute wilde, dissonante Attacke beginnt. Die kleine Besetzung mit Streichern, zwei Hörnern, zwei Oboen und zwei Schlagzeugern nutzt Schneid für vielfältigste Effekte, lässt den Finalsatz raffiniert synkopisch sich entfalten, bevor gegen Ende das Cello wieder in tiefste Regionen hinab- und anschließend ganz allein in Stratosphären hinaufsteigt. Hornung und das Münchener Kammerorchester spielten das unter John Storgårds nicht wie zum ersten Mal, sondern souverän wie ein Leib- und Magen-Stück.

Gerahmt wurden die beiden Cello-Konzerte im Prinzregententheater von wunderbar frisch und prägnant gespielten Haydn-Symphonien voller instrumentalem Witz, der immer wieder zum Schmunzeln anregt: Nr. 97 C-Dur und Nr. 103 Es-Dur, bei deren Beginn Charlie Fischer die Bezeichnung "Mit dem Paukenwirbel" ernst nahm und zu Beginn gleich ein ganzes Solo improvisierte, bevor die düstere langsame Einleitung einsetzt und danach mit dem Allegro wieder ein lebendiges Konzertieren folgt, bei der die Natur-Hörner oder -Trompeten schon mal laut reinplatzen dürften oder Konzertmeisterin Yuki Kasai sich im abwechslungsreichen Andante zu einem entzückenden Solo hinreißen lässt, bevor der Spaß mit dem ganzen Orchester weitergeht. Enden wird der wunderbare Haydn/Ligeti-Zyklus dann am 14. Juni 2018.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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