Ihre Initialen leuchten hoch über der Bühne wie der Hollywood-Schriftzug am Mount Lee über Los Angeles. Von unten - ganz wie bei einer Filmpremiere - strahlen Scheinwerfer die von goldenem Licht umrandeten Buchstaben J, U, N, G, L und E an. Darunter präsentiert die britische Band Jungle in großer Live-Besetzung der Muffathalle ihr neues Album "For Ever". Sie haben es in den vergangenen Jahren in Los Angeles geschrieben. Sirenen heulen auf, als wäre ein cooler Kommissar aus einer amerikanischen Krimiserie mit Blaulicht vorgefahren.
Jungle sind T. und J., Tom McFarland and Josh Lloyd-Watson. Sie kennen sich seit der Grundschule. Lange bevor beide 2015 mit ihrem Song "Busy Earnin'" den britischen Indierock in die Gegenwart holen, wachsen sie in den Neunzigerjahren im Londoner Westen auf. Tür an Tür tauschen die Nachbarsjungen Pokémonkarten in McFarlands Garten. Als Teenager proben sie mit den ersten Instrumenten zwischen Bett und Schreibtisch in seinem Jugendzimmer. Gleich mit ihrer ersten Veröffentlichung "The Heat" werden Blogs auf die unbekannten Briten aufmerksam. Der hybride Retrosound aus Motown-Funk, Disko, Rave und Indie-Gitarren trifft den Zeitgeist 2015 auf den Punkt. Für einen Sommer sind Jungle die wichtigste Band Englands.
Ihr neues Album "For Ever" entwickelt ihren Sound weiter: Die erste Single der neuen Platte "House in L.A." verortet die Band mit elektronischen Elementen nun im Club-Kontext. Das steht ihnen bei ihrem Gastspiel in der Muffathalle ausgezeichnet: Der Falsettgesang, die Sirenenarpeggios, die harmonischen Synthie-Flächen und Bongotrommeln wirken live mit Band wuchtiger und stärker. Die klaren Bassdrums schieben die Band voran. Als würden die Beach Boys auf einer Premieren-Aftershowparty unter freiem Himmel auf einem Hochhausdach am Sunstrip ein DJ-Set aus Remixen ihrer größten Hits spielen.