Wenn Kristian Bezuidenhout auf dem Hammerflügel Mozart spielt, dann ruft er Geister, die den Zuhörer nicht mehr loslassen. Ein silbernes Leuchten aus längst versunkener Zeit. Freiheit und Emotionalität, die als erzromantisch gelten und die zur Heiterkeit verdammte Mozart-Klaviermusik ganz neu erschließen. Die Folge: Man will dies nicht mehr auf einem modernen Konzertflügel hören. Obwohl Bezuidenhout Mozart gewiss auf jedem Instrument die zugeschriebene Glätte und Harmlosigkeit austreiben würde.
In der Allerheiligen Hofkirche spielt er auf einem Hammerflügel nach Michael Rosenberger, den Robert A. Brown nach einem Original von etwa 1805 gebaut hat. Ein zusätzlicher dritter Kniehebel ermöglicht noch differenziertere Klangeffekte und Farben. Bezuidenhout fasst Werke von Mozart und Carl Philipp Emanuel Bach zu Blöcken zusammen. Er reiht die Stücke quasi attacca aneinander, ohne Zwischenapplaus, und erzählt so beziehungsreiche Geschichten.
In Bachs c-Moll-Rondo zeigt der in Südafrika geborene Pianist, wie viel Klassik und Romantik schon darin angelegt sind: rhapsodisches Grübeln, unaufgelöste Fragefiguren, kapriziöse Stimmungen. Mozart belebt er mit romantischem Geist, deckt emotionale Abgründe auf. So deutet das a-Moll-Rondo auf Chopin voraus: ein leise trauerndes Nachtstück. In den sehnsuchtsvollen Verzögerungen der c-Moll-Fantasie scheint Beethovens "Appassionata" anzuklingen. Mit dem Hammerflügel kann Bezuidenhout Tempo und Dynamik unendlich variieren - von den zart verschatteten Farben der Allemande in Mozarts C-Dur-Suite bis zu den spitz artikulierten Läufen in Bachs e-Moll-Sonate.
Sein Ansatz überzeugt, weil er nie in Maßlosigkeit oder Manieriertheit abdriftet: Die makellos stringente Linie ist Gesetz. Sein Spiel berührt, weil er die Töne so sorgfältig und sanft bettet wie Geliebte. Weil er sie leuchten lässt wie die Farben auf einem Gemälde von William Turner. Zauberhaft.