Kurzkritik:Sieger unter sich

Lesezeit: 1 min

Drittes Preisträgerkonzert des ARD-Musikwettbewerbs

Von Klaus Kalchschmid, München

Noch einmal gab es beim dritten Preisträgerkonzert des ARD-Musikwettbewerbs im Herkulessaal ein großes Schaulaufen mit dem Symphonieorchester des BR unter Joseph Bastian und einem naturgemäß Gattungen und Stile bunt mischenden Programm, das alle vier Fächer umfasste. Selina Ott spielte wie im Finale, bei dem sie als erste Frau einen ARD-Musikwettbewerb in der Kategorie Trompeten gewonnen hatte, noch einmal sehr präzise, aber etwas brav das witzige zweite Trompeten-Konzert von André Jolivet.

Diyang Mei hatte ebenfalls sein Final-Stück gewählt, das Bratschen-Konzert von Béla Bartók in der Fassung und mit den Ergänzungen seines Schülers Tibor Serly. Der Chinese wurde allen Facetten des höchst anspruchsvollen Werks gerecht: den ausdrucksvollen Kantilenen ebenso wie komplexen Doppelgriffen oder atemlosen Figurationen; das alles mit einem denkbar schön und natürlich fließenden Ton sowie viel Klangsinn für die Einbettung in das harmonisch reiche Geflecht des Orchesters.

Zwischen diesen beiden Solisten beglückte das Trio Aoi mit dem späten c-Moll-Trio von Johannes Brahms. Traumhaft duftig und doch enorm ausdrucksvoll gelangen die Mittelsätze, beim Kopfsatz ließen die Japaner sich allerdings dazu verführen, mit prall saftigem Ton zu musizieren. Natalya Boeva, die Gewinnerin im Fach Gesang, war erkrankt. So verkörperte der Bassbariton Milan Siljanov von der Bayerischen Staatsoper wie im Finale überzeugend zwei ganz unterschiedliche Spanier: Hier den kraftstrotzend, selbstbewusst viril auftrumpfenden Escamillo ("Carmen") mit fantastischen, die Hörer in Bann schlagenden Spitzentönen; dort den vorzeitig gealterten König Philipp II. ("Don Carlos"). Resigniert blickt der auf seine Ehe mit der ursprünglich dem Sohn versprochenen jungen Elisabeth zurück und resümiert, dass sie ihn wohl nie geliebt habe.

Siljanov gestaltete das klug und oft verhalten mit einer Mischung aus Mitleid erregender Enttäuschung und einer Spur Larmoyanz.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: