Kurzkritik:Selbstironisch

Die US-Rockband "Toto" feiert sich in der Olympiahalle

Von Ralf Dombrowski, München

Kaum gab es Toto, schon lagen sie mit der Musikpresse im Clinch. Denn den Rock'n'Rollern unter den Autoren passte es nicht, dass die Kalifornier sich eher ihren spielerischen Fertigkeiten und Studiojobs als dem skandalträchtigen Szene-Zirkus widmeten und außerdem einfach keine Freaks sein wollten. Also bescheinigte man ihnen musikalische Asepsis, wahlweise drögen Mainstream, während sie eigentlich clever arrangierte Rockmusik mit Jazzintarsien machten.

Für Mainstream ist die Musik noch immer einen Tick zu raffiniert, im Sound aber weiterhin durch und durch ein Kind der Achtziger. Manches wirkt etwas käsig, anderes aber ist einfach knackige, pointierte, unterhaltsame Rockmusik, die Toto über gut zwei Stunden hinweg in der Olympiahalle zum Bandjubiläum präsentieren. Das funktioniert auch deshalb, weil die Hauptdarsteller der Band wie Steve Lukather, die Keyboarder David Paich und Steve Porcaro und der Sänger Joseph Williams frühere Eitelkeiten mit einer Prise Selbstironie getauscht haben.

In Zeiten des Professionalismus, wo jeder bessere Musikstudent ihre Stücke ähnlich souverän spielen könnte, macht das große Posing nur noch als Andeutung Sinn und kann mit etwas Lakonik flankiert werden. So deuten Toto einige ihrer grandiosen Nummern wie "Georgy Porgy" in einem Akustik-Intermezzo auf Barhockern in der Mitte des Konzertes nur an und zitieren sogar kurz und wie beiläufig Porcaros Welthit "Human Nature". In jungen Jahren wirkte so etwas schnell überspannt, weil frühreif; jetzt ist es Adult Rock und kann stolz darauf sein. Denn irgendwie haben Toto dieses Genre ja erfunden.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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