Kurzkritik:Schlichte Eleganz

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Der Pianist Christopher Park und die Symphoniker

Von Andreas Pernpeintner, München

Die Darbietung von Peter Tschaikowskys Vierter Symphonie durch die Münchner Symphoniker in der Philharmonie im Gasteig hat ihre schönen Momente. Das Finale gehört dazu, das die Musiker unter der Leitung des Dirigenten Andriy Yurkevych virtuos tosen lassen. Die Wirkung entsteht neben dem Fortissimo an sich durch Präzision, und die liefern die Symphoniker hier perfekt. Das gilt, wenngleich unter ganz anderen Ausdrucksbedingungen, auch für das Scherzo, dessen geschwind dahinhuschende Pizzicato-Leichtigkeit vorzüglich eingefangen wird.

Mehr wirklich Gutes ist von dieser Interpretation aber leider nicht zu berichten. Nicht vom ersten Satz, dessen ebenfalls knackige Darbietung mehr kracht, als dass der schicksalhafte Gehalt von Tschaikowskys enormer Klangstärke erfahrbar würde. Und ganz gewiss nicht vom Andantino: Die Akzente sind trocken, Crescendi sind ein Lauterwerden ohne Spannung. Das klingt nüchtern - und ernüchternd, da auch nicht immer akkurat gespielt.

Besser sind Dvořáks Slawische Tänze für Orchester (op. 46/1, op. 72/2 und op. 46/7) zu Beginn. Und noch besser ist Chopins Zweites Klavierkonzert mit dem Pianisten Christopher Park. Um nicht zu sagen: beglückend. Park, Yurkevych und die Symphoniker müssen erst zusammenfinden. Dann aber gelingt eine traumhaft schöne Darbietung. Das liegt an Parks hinreißender Anschlagkultur: Er spielt dieses Klavierkonzert feinsinnig und licht, dabei keineswegs gläsern, sondern noch im leisesten Pianissimo mit Substanz im Ton. Das ist kein Musizieren mit großer Geste, und trotzdem genießerisch. Ein Schwelgen in Stille. Manchmal trumpft Park durchaus pianistisch auf. Meistens aber ist selbst das Virtuose mehr sanft-elegant als brausend. Das ist beeindruckend, zumal diese wunderbaren Momentaufnahmen einhergehen mit einem sicheren Gespür für die gestalterischen Zusammenhänge: Vor allem Parks anmutig schlichtes Nachspüren der Melodielinien im Larghetto ist zauberhaft.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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