Kurzkritik:Schicksalhaft

Ein tschechischer Abend mit dem BR-Symphonieorchester

Von Klaus P. Richter, München

Mit a-Moll und den Doppelgriffen der Solovioline, vor ihrem süffigen Crescendo, begann ein tschechischer Abend in der Philharmonie. Im Violinkonzert von Antonin Dvořák mit viel Lyrik im Adagio brillierte der Solist Augustin Hadelich vor allem im letzten Satz, wo er zwischen "Furiant"-Allegro und Dumky-Folklore mit Virtuosität glänzte. Die ganze Klangentfaltung seiner Stradivari erlebte man erst in der Paganini-Zugabe. Dann aber setzte die mächtige Klangentfaltung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bei einem sinfonischen Riesen ein: der zweiten Sinfonie von Josef Suk. Biographisch wie tragisch mit Dvořák verbunden, beschwört das Opus den frühen Tod seiner Frau, der Tochter Dvořáks. "Asrael"-Sinfonie heißt sie, nach dem Todesengel aus der islamisch-persischen Mythologie, der vor allem den Adagio-Geist des zweiten Teils als schwerblütige Séance beherrscht.

Zu Beginn erklingt das "Schicksalsmotiv" im Tonfall von Gustav Mahler. Er tönt immer wieder auf in den Wellen zwischen ekstatischen Aufschwüngen mit Paukenstürmen und Bläserdelirien, geisterhaften Pizzicati und Kantilenen der Solovioline. Dabei verschwimmt die klassische Sonatenform zum Erzählduktus der Sinfonischen Tondichtung. Seine spannungsvolle Gestaltung zeigte aber nicht nur die Potenziale des Orchesters, sondern auch die des tschechischen Maestro Jakub Hrůša - ein Glücksfall nicht nur für die Bamberger Symphoniker, deren Chefdirigent er ist, sondern auch für das Publikum.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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