Schön wäre es, könnte man Schuberts "Frühlingsglauben" uneingeschränkt teilen: "Die Welt wird schöner mit jedem Tag." Schuberts glaubt's, Marie-Sophie Pollak auch, Akemi Murakami tut es beiden gleich, danach kommt noch die "Forelle", hier ein sehr munteres Fischlein, dann ist der Liederabend vorbei. Der Steingraeber-Flügel passt mit seinem intimen Klang wunderbar in den Johannissaal in Nymphenburg, wo Akemi Murakami ihre Konzertreihe "Lied-Erleben" ausrichtet. Mal begleitet sie arrivierte Sängerinnen und Sänger, mal stellt sie junge vor. Marie-Sophie Pollak vereint beides, sie ist jung und hat schon einige bemerkenswerte Karriereschritte hinter sich.
Man merkt, dass sie viel alte Musik gemacht hat. Ihre Stimme ist schlank, sehr gerade, sehr beweglich, die Textverständlichkeit sehr gut. In der Höhe neigt sie zu Schärfe, aber das sei ihr verziehen. Entscheidender ist, dass sie nicht zu jedem Lied eine Haltung entwickelt. Sie singt größtenteils Rares und Berührendes, aber die Rührung stellt sich nicht in jedem Moment ein. Sie beginnt sehr scheu, obwohl ihr Murakami ein herrliches Klangbett bereitet. Ach, in diesem könnte man sich austoben. Doch Pollak gibt sich da eher geziert. Aber sie kann schwerelos verzaubern, Schuberts "Nacht und Träume" beginnt in einem körperlosen Zustand, ganz zart geht es weiter, extrem langsam, extrem getragen - aber es hält. Richtig schön ist es, wenn sich ein Erzählduktus mit Sehnsucht paart, wie bei Goethes Mignon.
Vor der Pause Schubert, nach der Pause Liszt, der auch nicht bei jedem Lied, das er schrieb, von Genialität gestreift wurde. Drei französische Sachen gelingen sehr gut, bei Liedern wie "Der Fischerknabe" oder "Freudvoll und leidvoll" aber bräuchte es mehr Idee. Murakami kann da auch nicht alles adeln, wo es wenig zu adeln gibt. Aber: Mutig ungewöhnlich ist das Repertoire allemal.