Kurzkritik:Sanftes Spiel

Lesezeit: 1 min

Der Pianist Andrei Gologan im Herkulessaal

Von Andreas Pernpeintner, München

Wie der Pianist Andrei Gologan bei "Klassik vor Acht" Maurice Ravels "Le Tombeau de Couperin" in den Herkulessaal zaubert, ist ein Genuss, gerade das eröffnende "Prélude". Elegant huscht die Farbenpracht aus dem Flügel, bleibt bei aller Grazie jedoch konkret. Ja, Gologan ist ein Lyriker des Klavierspiels, ohne je zu blumig zu werden; dem entgegen stünde schon seine konzentrierte, ruhige Haltung. Diese Herangehensweise trägt ihn auch durch die anschließende "Fugue", wobei er zugleich die kontrapunktische Präzision wahrt. Gologans Stimmgewichtung ist sicher, und auch die Virtuosität des vierten Ravel-Teils, "Rigaudon", gelingt.

Dass das sanfte Spiel aber nicht immer ganz ins Ziel führt, wird spätestens beim "Menuet" deutlich. Gut, zu einem pianistischen Menuett dieser Art muss man nicht tanzen können, auch ein Chopin-Walzer ist ja nicht primär für den Opernball geschaffen. Doch wählt Gologan in der Tat zu viel melodisches Legato, als dass er die rhythmische Prägnanz wahren könnte.

Auch bei Chopins Barcarolle op. 60 und der Polonaise-Fantaisie op. 61 belässt er die Melodik stets im Vordergrund. Sein Fokus liegt auf dem Geschehen der rechten Hand. Natürlich hat auch die linke gewaltige Virtuosität zu meistern, und Gologan meistert rechts wie links fast jede technische Herausforderung. Deutlich herausgearbeitet aber wird die tiefe Lage oft nicht; dafür leistet sich Gologan zu Beginn der Barcarolle in der Oberstimme viele kleine agogische Spielereien. Verliert sich dieser Klavierabend also nach wunderbarem Beginn? Nein, in Schumanns großer g-Moll-Sonate op. 22 lässt Gologan auch wuchtigere, monumentalere Klänge zu, vor allem im Kopfsatz. Das ist ein wichtiger Bestandteil des überzeugenden Gesamteindrucks.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: