Was für ein schrecklicher Tag in der Geschichte. Gemeint ist der Tag des US-Wahl-Ausgangs. Für den Sänger und Gitarristen Tim Harrington von der Folkpop-Band Tall Heights aus Boston ist dieser jedenfalls ein Grund dafür, sich bei seinen Zuhörern im Strom für alle Amerikaner zu entschuldigen. Zum Glück, meint Harrington ergänzend, hätten er und seine beiden Mitstreiter an Schlagzeug und Cello aber die passenden, traurigen Songs dabei, mit denen sie ihre Zuhörer dann auch ganz sanft wattieren. Einen netten Handy-Trick, den lernt man auch noch von den Amerikanern. Und zwar: Wenn man zwei telefonisch verbundene Handys nahe aneinander hält, dann fangen beide an zu zwitschern. Schon gewusst?
Dass die drei Amerikaner derzeit mit Blaudzun auf Tournee durch Europa sind, hat möglicherweise mit solch netten Tricks zu tun, vielleicht aber auch mit dem Titel ihres neuen Albums "Neptun". Denn Blaudzun alias Johannes Sigmond hat es derzeit auch mit den Planeten. "Jupiter" heißt nämlich sein neues Album und soll der Beginn einer Planeten-Trilogie sein. Aber keine Angst, der Niederländer macht jetzt keinen auf Gustav Holst und Spätromantik, sondern seine Vorbilder hören noch immer auf den Namen Arcade Fire.
Das zeigen er und seine sechs Mitmusiker auch beim Konzert im Strom, wenn sie mit bis zu drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard, Akkordeon, Saxofon oder Trompete mitreißende Folkrock-Hymnen aufführen. Was eigentlich nach großen Hallen verlangt, in denen die chart-erprobten Musiker in den Niederlanden auch spielen. Mit "Wolf's Behind The Glass" gibt es an der Ukulele auch ein kleines Schlaflied, und bei "Solar" wird mit zwei Mandolinen der Folk-Faktor erhöht. Songs wie "Everything Stops" oder "Promises Of No Man's Land" klingen dann aber doch wieder geradezu unverschämt nach Arcade Fire, aber auch so gut, dass man den Tipp geben kann: Wem die Tournee-Pausen der Kanadier zu groß sind, der sollte dazwischen einfach zu Blaudzun gehen.