Kurzkritik:Routiniert

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Die Münchner Philharmoniker spielen Reger und Brahms

Von Andreas Pernpeintner, München

Was genau einem in Max Regers "Symphonischem Prolog zu einer Tragödie" op. 108 erzählt werden soll, bleibt unklar. Vielleicht liegt es an Regers Musik selbst, vielleicht auch daran, dass der Dirigent Kent Nagano und die Münchner Philharmoniker das Werk bei ihrem Konzert im Gasteig nicht gerade herzhaft interpretieren: Irgendwie programmatisch klingend, aber eben doch ohne Programm, dafür mit formalen Charakterzügen der absoluten Musik ausgestattet, fließt die Komposition 40 Minuten vor sich hin. Mal grundelt's leise, mal tost es kräftig, Übergang hier und da, natürlich komplexe Harmonik, aber keine rechte Prägnanz.

Doch darf man dem guten Reger auch nicht unrecht tun, denn man könnte mit entsprechend nachdrücklich effektvollem Gestalten schon reichlich Spannung erzeugen; das Potenzial für opulente dynamische Gegensätze zum Beispiel wäre vorhanden. Nagano und die Philharmoniker aber entscheiden sich meistens nicht für Ausdrucksmaxima, sondern für einen Mittelweg. Auf diese Weise musizieren sie zwar routiniert und im Regelfall präzise, aber nicht sehr inspirierend.

Diese Herangehensweise greift nach der Pause auch der Pianist Nikolai Lugansky auf. Trotzdem ist die zweite Konzerthälfte erfreulicher. Kein Wunder, Brahms' zweites Klavierkonzert in B-Dur op. 83 ist wunderbar. Gelungen ist, wie die Musiker Solisten- und Orchesterpart zueinander gewichten. So ist gut erkennbar, wie dicht und feinsinnig Brahms hier Soloinstrument und Orchester klanglich verwebt - ohne, dass Lugansky mit der vollgriffigen Virtuosität des Klaviers hinterm Berg halten müsste. Freundlich klingend gelingt auch die kammermusikalische Intimität des dritten Satzes unter der Führung des Solo-Cellisten, bevor das dezente ungarische Kolorit des Finalsatzes als frischer Schlusseindruck bleibt. Das ist wiederum nicht allzu pointiert gespielt, aber dennoch hübsch anzuhören.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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