Lenz von Bergen hat Erfolg als Architekt, das Leben aber hängt ihm einen Mord an, der vermutlich gar nicht stattgefunden hat, eine Beutetochter mit einem Kunstprofessoren-Winzling im Bauch, die bei einem Brand ums Leben kommt - und einige Schlamassel mehr. Der Neoliberalismus spielt natürlich eine Rolle. Und die Unkalkulierbarkeit des Daseins. Wie fast immer, wenn Gert Neuner und sein ETA Theater zu Werke gehen.
Man muss den Hut ziehen vor dem Furor und dem immensen szenischen wie personellen Aufwand, den der inzwischen 75-jährige Neuner auch in "Trigger" wieder betreibt, wie seine neueste Performance heißt. Projektoren werfen einen sich rücklings aus einem Mund schiebenden Frauenkörper an die rauen Wände des Mucca im Kreativquartier. Ganze zehn gestandene Darsteller aus der hiesigen freien Szene - darunter Gabriele Graf, Ari Mog und Sophie Wendt - setzen sich Schweinsköpfe auf, schlucken Laserschwerter, servieren - mit Tampon in der Nase - einen maroden Pisspott als "Niere vom Hengst" und führen Sätze im Mund wie "Du spaltest den Mondsee" oder "Schalten Sie bitte die grüne Lampe auf morgen". Wer mit Gert Neuner in einer mit antikem Pathos gesättigten Anfangsszene aufbricht, weiß nie so recht, wo er ankommt.
Die Reise geht diesmal zurück ins Antwerpen von 2003, wo Lenz von Bergen eine Geburtsklinik in einem Altenwohnheim plant. Und dann wieder zehn Jahre voran nach München, wo ein Modeatelier steht, und eine von ihrer Branche infizierte Dame unablässig Trends und Markennamen ausspuckt: "Vintage-Zara-Zalando-Ich bin so Maybelline!". Und auch ein Kühlschrank steht da, dessen "Nabelschnur" einst schicksalsträchtige Funken schlug.
So viele kriminalistische und literarische Motive, Kunstexkurse und Mysterien werden hier zu einem wüsten Wirrwarr zusammengeschraubt, dass man - noch immer mit halb gezogenem Hut, aber recht schummrig im Bereich darunter - wieder einmal kapituliert.