Kurzkritik:Rasch versöhnt

Lesezeit: 1 min

"Jamiroquai" holen ihr Konzert in der Olympiahalle nach

Von Ralf Dombrowski, München

Nach einer guten Stunde muss Jason Kay dann doch etwas zum vergangenen November sagen, als er die Bühne verließ und das Konzert abbrechen musste. Wie großartig es sei, dass man ihm die Treue halte und dass es zum Schlimmsten gehöre, erlebt zu haben, wie seine Stimme nicht mehr funktionierte. Es ist eine lakonische, beinahe beiläufige Geste, wobei es nicht viel Versöhnungsmusik gebraucht hatte, um das Publikum in der Olympiahalle auf seine Seite zu ziehen. Ein paar Takte hatten genügt, und die Tänzer begannen zu wippen, schließlich geht man zu Jamiroquai, um sich mal wieder richtig stilvoll im Takt bewegen zu können.

Der quirlige Brite und sein zehnköpfiges Team wissen das und bieten daher zwei Stunden lang funky White Soul ohne energetische Verschnaufpause. Schwerpunkt waren die ein wenig technisch und synthetisch wirkenden Songs des aktuellen Albums, die allerdings durch die Live-Situation genügend Leben eingehaucht bekamen, um vitaler als die Konservenversion zu wirken. Überhaupt vermittelte Jason Kay, der in früheren Jahren durchaus gelangweilt auf der Bühne erscheinen konnte, mit viel Einsatz unter der poppig leuchtenden Igelkappe den Eindruck, diesmal ein Optimum an Powerplay zu präsentieren. Was auch deshalb gelang, weil er eine rundum souverän agierenden Band an seiner Seite hat. Derrick McKenzie trommelt als rhythmisches Rückgrat profund funky mit viel Retro-Gespür für die Feinheiten der Disco- und Siebzigersoul-Ära. Paul Turners Bass nimmt diese Haltung auf und ergänzt sie um so manchen effektvollen Slap. Der Gitarrist Rob Harris phrasiert stoisch lässig, und der Keyboarder Matt Johnson greift für seine Soli stilecht auf ein zerrendes Fender Rhodes oder die Sägezähne des Prophet 6 zurück.

Wenn überhaupt, dann könnten ein paar Bläser das Ensemble noch beflügeln. Ansonsten hat die Band das Klanggefühl des glorreichen British Funk perfekt im Griff. Und so kann Jason Kay diesmal über die Bühne wirbeln bis hin zu wirklich großen Pop-Nummern wie "Virtual Insanity", die nach etwa zwei Stunden Konzert auch den letzten Bewegungsmuffel aus der Reserve locken. Fazit: Die Wiedergutmachung ist geglückt, Jamiroquai haben sich als ausgezeichnete und geschmackvolle Partyband bewährt, die den Groove aus dem Geiste des Handgemachten fließen lässt.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: