Kurzkritik:Raritäten

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Oboist Albrecht Mayer mit Streichtrio im Herkulessaal

Von Klaus Kalchschmid, München

Selten gespielte Kammermusik berühmter Komponisten: Das war das Motto zumindest für die ersten drei Werke dieses Abends mit dem Oboisten Albrecht Mayer und der Geigerin Tianwa Yang sowie Liisa Randalu (Bratsche) und Gabriel Schwabe (Cello).

Das Konzert im Herkulessaal der Residenz begann mit der Phantasy für Oboe und Streichtrio op. 2 des 19-jährigen Benjamin Britten: eine fein-herbe, aber immer spannende und beredte Musik für vier Instrumente, die ein störrisches Eigenleben zu besitzen scheinen und sich nur widerwillig zusammenfinden - dann aber mit umso berückenderem Ergebnis.

Mozarts Oboen-Quartett KV 368b war da weitaus verbindlicher, aber auch konventioneller, bei aller Schönheit der musikalischen Verknüpfungen und einem nicht nur in der Oboe herrlich singenden Adagio. Für das Rondo-Finale wurde dann ein so flottes Tempo angeschlagen, dass man als Hörer kaum hinterherkam. So machten Yang, Randalu und Schwabe auch im ersten Streichtrio aus op. 9 von Ludwig van Beethoven das Presto-Finale beinahe zu einem Prestissimo.

Einmal mehr wurde deutlich, dass der ganze Abend ein wenig von allzu sportlichem Ehrgeiz geprägt war und das Musikantische etwas zu kurz kam. Deutlich zu hören waren außerdem die stilistischen Unterschiede: Hier die Geigerin mit traumhaft schönem, erfülltem Ton, dort der Cellist, der, bei aller filigranen Klarheit vor allem im Leisen, beim satten Forte einen etwas spröden Ton offenbarte, während die Bratscherin zurückhaltend dazwischen vermitteln konnte. Alle drei mühten sich mit Erfolg darum, die für unsere Ohren so ungewohnte Streichtrio-Besetzung als selbstverständlich erscheinen zu lassen.

Den Abend rahmten zwei weitere britische Komponisten: Ernest John Moeran (1894-1950) mit seinem bei Debussy anknüpfenden Fantasy Quartet für Oboe und Streicher aus dem Jahr 1946 und Gordon Jacob (1895-1984), von dem die Zugabe stammte.

© SZ vom 05.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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