Kurzkritik:Präzise Dialoge

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Mozarts "La Finta Giardiniera" im Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid, München

Fünf Jahre nach der Münchner Uraufführung von Mozarts Opera Buffa "La Finta Giardiniera" wurde 1780 in Augsburg ihre deutsche Singspielfassung als "Die verstellte Gärtnerin" erstmals gespielt - heute besser bekannt als "Die Gärtnerin aus Liebe". Im Prinzregententheater wurde diese deutsche Version mit gesprochenen Zwischentexten in einer ungekürzten konzertanten Aufführung mit dem solide begleitenden Rundfunkorchester unter Andrew Parrott und hervorragenden Solisten geboten, sowie für CD mitgeschnitten.

Der Abend dauerte mehr als vier Stunden und entfaltete eine für die Komische Oper des 18. Jahrhunderts typische Handlung: Der in seine vermeintliche Gärtnerin verliebte Bürgermeister Don Anchise will seine Nichte Arminda, die den jungen Ritter Ramiro verlassen hat, mit dem Grafen Belfiore verheiraten. Seine Kammerzofe Serpetta liebt ihn, also Don Anchise, und verschmäht den jungen Nardo. Der heißt ursprünglich Robert und ist der Diener der Gärtnerin - eigentlich Gräfin Violante Onesti, die in Verkleidung im Haus des Bürgermeisters ihren geliebten Belfiore wiederfinden möchte, der glaubt, sie in einem Anfall von Eifersucht getötet zu haben.

Weil Paul Esperanza präzise Dialogregie führte und den Sängerinnen und Sängern trotz Abendgarderobe auch passende Mimik und Gestik abverlangte, wurde der Abend trotz mancher Längen im zweiten Akt kurzweilig. Sandrine Piau als traumatisierte Violante mit klarer, feiner Diktion und Julian Prégardien als herrlich tenoral schmachtender Graf Belfiore waren das zentrale Paar, das durch die buchstäblichen Verletzungen der Vergangenheit beinahe in den Wahnsinn getrieben wird und nur allmählich aus dem Wald der Verirrungen wieder herausfindet.

Der 18-jährige Mozart zieht da schon Register, die seinen späteren "Idomeneo" auszeichnen und charakterisiert immer wieder präzise die Figuren und Situationen, so in einer parodistischen Arie mit verschiedenen Instrumentalsoli den Bürgermeister (auch in den Dialogen wunderbar ernsthaft komisch: Tenor Wolfgang Ablinger-Sperrhacke) oder die eingebildete, dünkelhafte Arminda; Susanne Bernhard fühlt sich mit ihrem gehaltvollem Sopran hörbar wohl, wenn sie zur Furie werden darf.

Auch die schnippische Serpetta ist mit dem leichten Sopran von Lydia Teuscher perfekt besetzt und liefert sich mit dem knorrig-virilen Bariton Michael Kupfer-Radeckys, der sie in einer Arie gleich viersprachig umgarnt, feine Scharmützel, bevor die beiden endlich ein Paar werden. Und last but not least vervollständigt Olivia Vermeulen in der Hosenrolle des Ritters Ramiro dieses oftmals geschmeidig und homogen auch gleichzeitig singenden Septetts.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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