Lässiger hat selten eine Legende die Bühne betreten als die Hip-Hop-Formation Arrested Development in der Muffathalle. Zum Teil mit geschulterter Reisetasche nehmen die Bandmitglieder ihre Plätze ein, greifen nach ihren Instrumenten und warten nun selbst geduldig auf den eigentlichen Beginn des Konzerts. Dieser gleicht einem Feuerwerk, das einen dunklen Himmel farbenprächtig erleuchtet. Und führt in eine Show, die Hip-Hop einmal mehr als Sprachrohr für eine bessere Welt einsetzt. Ohne Homophobien, Sexismen und Rassismen.
Dazu passt auch, dass die Sängerin Tasha LaRae ein T-Shirt ihrer eigenen Marke "The Racism Sucks Fashion Movement" trägt. Seit zehn Jahren begleitet LaRae die Südstaaten-Band um den Rapper Speech. Mittlerweile zusammen mit der Sängerin und Tänzerin Fareedah Aleem. Und zwar nicht als Chorsängerinnen, die den Sound der Band unterstützen, sondern als ebenbürtige Frontfrauen neben Speech und seinem DJ und Rapper Spencer Love aka One Love.
Vor allem LaRae, die Anfang des Jahres erst ein Solo-Album veröffentlicht hat, brilliert in der Show mit ihrer beseelten kräftigen Stimme, die jedes Hip-Hop-Stück in einen mitreißenden Gospel zu verwandeln weiß. Samt Bob-Marley-Referenzen, aber auch mit hüpfenden Grüßen an House Of Pain, deren "Jump Around" A.D. sie an diesem Abend covern. Natürlich gedenken sie auch Baba Oje, dem sogenannten "ältesten Mann im Hip Hop", der Freitag im Alter von 87 Jahren starb. Ihm, der früher auch Mitglied von A.D. war, widmet Speech "Tennessee", mit dem er 1992 darauf reagierte, dass kurz nach seiner Großmutter auch sein Bruder gestorben war. "Lass mich deinen Plan verstehen", betet Speech darin zu Gott, darauf vertrauend, dass es einen Plan gibt. Solche Zuversicht ist es auch, die dem Hip-Hop der A.D. eine aufheiternde, inspirierende Kraft verleiht. Eine, die vereint, statt sich machohaft über andere zu erheben.