Als der bärtige Mann mit der Akustikgitarre die ersten Akkorde seines Welthits "Let Her Go" anspielte, zückten viele Besucher im Zenith ihre Smartphones - der Passenger erschien gleichzeitig wie in einem hundertfach gesplitterten Spiegel auf ihren Displays. In der Halle stand die Zeit eine Sekunde still und der charismatische Sänger zerbrach in seine viral-verwertbaren, digitalen Teile. Schon als er die erste Zeile "Well, you only need the light when it's burning low, only miss the sun when it starts to snow" sang, waren die ersten Videos seines Auftritts in Youtube verfügbar und die ersten Selfies mit ihm als spektakulärer Kulisse in den sozialen Netzwerken verbreitet.
Für den Mann mit der samtweichen Kuschelrock-Stimme aus der britischen Küstenstadt Brighton hat der Song, der ihn 2013 in Deutschland berühmt machte, alles verändert. Michael David Rosenberg, wie der Passenger bürgerlich heißt, war, bis ihn ein niederländischer Radiosender 2012 entdeckte, knapp ein Jahrzehnt als Straßenmusiker durch Europas Großstädte getourt. Ohne Geld und ohne Bleibe, so die Legende, habe er sich mit Gelegenheitsjobs und kleinen Auftritten in Hinterhofbars durchgeschlagen. Auch im Zenith erzählte er zwischen den Songs immer wieder seine berührende Amerikanischer-Traum-Geschichte, und wie "Let Her Go" sein Leben radikal änderte.
Seit seinem Durchbruch hat der Singer-Songwriter mit Singles wie "Holes" und "Anywhere" die Format-Radios der Welt mit passgenauem Material beliefert. Seine Mischung aus folkigen Popsongs, einer Junge-von-Nebenan-Attitüde und kitschiger Eat-, Pray-, Love-Lyrik begeisterten auch das Publikum im fast ausverkauften Zenith. In einer komplizierten Zeit, in der alles inszeniert und gespielt erscheint, wirkt er auf der Bühne echt und nahbar. Er erfüllt die tiefe Sehnsucht des Publikums nach einem ganz normalen Typen in Jeans und T-Shirt, der es mit harter Arbeit und Fleiß zum Popstar gebracht hat.