Kurzkritik:Originalklangmeister

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Das Ensemble Café Zimmermann im Herkulessaal

Von Klaus Kalchschmid, München

Ach, wie sehnte man sich an diesem Abend nach dem historischen Leipziger Zimmermannschen Kaffeehaus, wo in den 1730er Jahren Johann Sebastian Bach das studentische Collegium Musicum leitete. Denn das siebenköpfige exzellente Originalklang-Ensemble Café Zimmermann spielte im Herkulessaal der Residenz ausschließlich Bach vor vielleicht gerade mal nur 250 Zuhörern. Das war beschämend und daher wohl kaum verwunderlich, dass man in etliche versteinerte Mienen auf dem Podium schauen musste, aber auch das Gefühl nicht los wurde, dass der Funke an diesem Abend erst ganz allmählich übersprang.

Beim ersten Stück - dem Cembalo-Konzert d-Moll BWV 1052 - dominierte ein allzu strenger Zugriff nicht nur der Solistin Céline Frisch; auch die Streicher wirkten wie ausgebremst. Als dann das vierte Konzert für Oboe (Patrick Beaugiraud) und Streicher in A-Dur BWV 1055 folgte, änderte sich wenig an dieser Haltung. Dabei wurde exzellent und tadellos musiziert; aber Lebendigkeit, Feuer, Ausdruck - all das war nur in homöopathischen Dosen vorhanden.

Nach der Pause sollte sich das mit Pablo Valetti, dem Leiter des französischen Ensembles, als Solist im Violinkonzert a-Moll BWV 1021 ein wenig ändern. Aber auch jetzt musste man die Augen schließen, um die Schönheit und den Reichtum dieses Konzerts in der Wiedergabe durch das Café Zimmermann genießen zu können.

Beim abschließenden (Doppel-)Konzert für Geige, Oboe und Orchester BWV 1021 lockerten sich (fast) alle Musiker endlich. Der langsame Satz gab den Solo-Instrumenten über Pizzicato-Begleitung der Streicher Raum für feine Expression; das Finale besaß zupackende Verve. Ausgerechnet die intime (Kirchen-)Sonate G-Dur für Geige und das Continuo von Cello (Petr Skalka) und Cembalo BWV 1021 hinterließ den besten Eindruck an diesem Abend im Herkulessaal. Da war das intime, introvertierte Musizieren ganz an seinem Platz.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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