Kurzkritik:Öl im Feuer

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Das Landesjugendorchester unter Jonathan Nott in der Philharmonie

Von Andreas Pernpeintner, München

Für das Bayerische Landesjugendorchester und den Bayerischen Landesjugendchor ist Gustav Mahlers "Auferstehungssymphonie" ein mächtiges Projekt. Am Ende des seinerseits schon symphonische Ausmaße annehmenden Finalsatzes, wenn sich Fernorchester und riesiges Hauptorchester, Chor und die zwei Gesangssolistinnen Juliane Banse (Sopran) und Lioba Braun (Alt) zu einem Ensemble vereinen, drängen sich rund 250 Akteure auf dem Podium, über dem auch noch die Orgel braust. Sage einer, die jetzige Gasteig-Philharmonie sei ein zu großer Saal.

Diese Symphonie ist, bei aller Ländler-Leichtigkeit zwischendurch, ein existenzielles Erlebnis. Und immer wieder muss man sich die Augen reiben, dass es so junge Musikerinnen, Musiker, Sängerinnen und Sänger sind, die diese Musik hier zum Klingen bringen: die akzentuierte Wucht des ersten Satzes, das federnde Schreiten des Andante comodo, die kantig rastlose Rhythmik des dritten Satzes, die Anmut des Orchesterlied-Satzes "Urlicht" (Lioba Braun singt es wunderbar), das grandiose Finale mit seinem apokalyptischen Schlagwerk-Crescendo. In der vergangenen Woche spielte das Orchester die Symphonie in Denkendorf, Bad Kissingen und Bamberg unter der Leitung von Joseph Bastian. Jetzt in der Philharmonie steht Jonathan Nott am Pult, und ausdrucksstärker kann man nicht dirigieren: Nott beruhigt, wo nötig, er gießt Öl ins Feuer, wo möglich, stützt sein junges Riesenensemble mit sicheren Vorgaben - auswendig.

Obwohl die Reihen nur mit wenigen Profimusikern des Bayerischen Rundfunks verstärkt sind, reagieren Orchester und Chor mit einer Präzision, die beeindruckt. Das Pizzicato im Andante ist gut koordiniert. Die Intonation der Bläser ist sehr gut, die der Streicher und der Sänger hervorragend. Natürlich ist es der A-cappella-Einsatz des Chors, der die Komposition am Ende bestimmt. Mit welcher Klarheit das erlösende Wort "Aufersteh'n" aus der Stille aufleuchtet, ist der bewegende Höhepunkt einer großartigen Darbietung in der Philharmonie.

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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