Kurzkritik:Nie kitschig

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Leonidas Kavakos und Yuja Wang im Prinzregententheater

Von Andreas Pernpeintner, München

Es gibt eine Videoaufnahme, da spielen sich der Geiger Leonidas Kavakos und Daniil Trifonov am Klavier mit Richard Strauss' Violinsonate den Schweiß aus den Poren. Strauss war 23 Jahre alt, als er diese vor Ausdruckskraft berstende Musik schrieb. Zusammen mit Yuja Wang als Klavierbegleiterin lässt Kavakos zum Finale des gemeinsamen Konzerts im Prinzregententheater (nach Bartóks Rhapsodie Nr. 1 für Violine und Klavier) die Strauss-Sonate nicht gar so süffig fließen wie mit Trifonov. Doch ist die Darbietung nicht minder beeindruckend: Wang stellt Kavakos' innig ausgesungener Tongebung eine präzise abschattierte, elegante Interpretation des opulenten Klaviersatzes gegenüber, erforscht oft eher die glitzernde Farbigkeit, als sich in die laute Brandung zu werfen. Das ist nicht minder virtuos - und üppiges Getöse gibt es ja trotzdem in großzügiger Dosierung zu hören. Besonders schön tritt diese gemeinsame Handschrift im zweiten Satz, der "Improvisation", hervor: Es ist bemerkenswert, wie Wang den Klavierpart in seiner verzierungsreichen Ereignisdichte leuchten lässt und trotzdem Kavakos' lyrisch singender Violine stets den klanglichen Vordergrund überlässt. Das ist von beiden berückend musiziert und durch Kavakos' zielgerichtete Linienzeichnung nie zu kitschig.

Eingangs, bei Wolfgang Amadeus Mozarts Violinsonate KV 454 war das Zusammenspiel noch nicht so gewinnbringend: Ansehen kann man es den beiden ohnehin nicht, dass sie koordiniert aufeinander eingehen; Blickkontakt gibt es kaum. Aber auch musikalisch finden Wang (mit an sich schön geformtem, rundem Ton spielend) und Kavakos (merklich dezidiertere Konturen zeichnend) hier nicht zu einem gemeinsamen Atem. Doch schon im Anschluss daran bei Prokofjews Erster Violinsonate mit ihrer zwischen ätherischer Fragilität und herber Motorik changierenden Intensität, ist das behoben. Ab hier gelingen den beiden einander ergänzende, sehr überzeugende Aussagen.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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