Es geht hoch her im Pathos, wenn sich Kudzai Sevenzo als wendehälsige Journalistin, Michael Kudakwashe als Aufklärer mit Sendungsbewusstsein und Tichaona Mutore als einer der machtkonservativen Honoratioren karachomäßig ins Zeug legen. Das deutsch-simbabwische Theaterprojekt "Watergames" verhandelt frei nach Ibsens "Ein Volksfeind" die Probleme, die das Land Robert Mugabes mit dem Wasser hat. Aus der Leitung ist es in Simbabwe vielerorts tödlich, sich Wasser für jeglichen Bedarf kaufen zu müssen, aber für die meisten unerschwinglich. Also zieht Dr. Stockmann alias Dr. Maji los, den Beweis für die Verseuchung des Grundwassers zu erbringen, was seinem Bruder gar nicht gefällt, weil der als Bürgermeister vordergründig an den Kosten verzweifelt, die eine Erneuerung des Abwassersystems bedeuten würde, im Hintergrund aber selbst schon Wasserflaschen für Wucherpreise vertickt und sich dabei ins Fäustchen lacht.
Jens Vilela Neumann hat das Stück in nur dreieinhalb Wochen inszeniert, das 2015 beim Harare International Festival of the Arts uraufgeführt wurde und seine Reise durch Deutschland in Harares Partnerstadt München begann. Auch zum Ibsen-Festival in Oslo ist die Arbeit eingeladen, die so gar nicht auf Export angelegt ist: Für den an zeitgenössischen europäischen Ästhetiken geschulten Blick wirkt der Überdruck, mit dem sich die Schauspieler in wechselnde Rollen schmeißen und mit unglaublich expressiven Stimmen die viel zu kleine Pathos-Bühne erbeben lassen, befremdlich, die hinter einem Vorhang wippende wonnige Koitus-Pantomime nachgerade klischeehaft. Den fröhlichen Agitprop mit aufmerksamkeitsbindender Live-Musik und Mutmach-Ende kann man sich außer am Berliner Grips eigentlich nur als aufklärerisches Straßentheater vorstellen. Was jedoch, so die Akteure, in Harare bei der Brisanz dieses Themas Selbstmord wäre. Mit dem Publikumsgespräch zusammen wird der Abend dann doch rund: als unverhoffte Schulung in Sachen Mut, Hingabe und Lebensfreude.